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Für meine Patienten mit Asthma bronchiale

Andere Bezeichnungen für Asthma bronchiale sind Asthmoide Bronchitis, chronische Bronchitis, spastische Bronchitis, obstruktive Bronchitis.  

Definition  
Asthma ist eine immer wiederkehrende, quälende, oft nur kurzdauernde Atembehinderung.  
Ursache ist eine Entzündung der Bronchialschleimhaut
Die Entzündung führt zu einer Verkrampfung der Bronchialmuskulatur. Typische Krankheitszeichen sind Engegefühl in der Brust, Pfeifen und Schleimhusten. Die Entzündung der Schleimhaut bleibt häufig trotz Abklingen eines akuten Atemnotzustands weiter bestehen. 
Bei den meisten Patienten kann durch medikamentöse Therapie Beschwerdefreiheit erreicht werden.  

Heilungschance  
Bei leichten Fällen kann es unabhängig von der Therapie zu einer spontanen Heilung kommen.  

Warum sollte ein Patient Medikamente einnehmen bzw. inhalieren, auch wenn er keine Beschwerden hat  

  • Asthma-typische Dauerschäden an Lungen und Bronchien sowie Überlastungsschäden des Herzens, wie sie nach Jahren ungenügend behandelten Asthmas auftreten, sollen vermieden werden  

  • Der Frühinvalidität soll vorgebeugt werden 

  • Beängstigende Atemnotzustände, die Todesangst auslösen können, sollen verhindert werden  

  • In der Schule und im Sport kann so die Leistungsfähigkeit verbessert werden (Stichwort "Unkonzentriertheit"). Asthmabehandlung verbessert die Sauerstoffversorgung des Gehirns  

  • Bei regelmäßiger Behandlung werden durchschnittlich weniger, meist nebenwirkungsärmere Medikamente verbraucht, weil man akuten Verschlechterungen vorbeugt  

  • Der Zustand des Körpers kann normalisiert werden, man kann jede Art von Sport ohne Atemprobleme treiben  

Krankheitskontrolle  
Leichtere Formen von Asthma werden oft vom Patienten garnicht bemerkt. So kann es zu einer schleichenden, allmählichen Verschlechterung kommen und plötzlich - scheinbar aus heiterem Himmel - kommt der schwere Asthmaanfall.  
Mit einem Peakflowmeter kann ein Asthmapatient diese böse Überraschung vermeiden. Peak flow bedeutet die Spitzengeschwindigkeit, mit der die Atemluft die Lunge verläßt. Bestimmt wird dabei die theoretische Menge Luft, die Sie in einer Minute mit engen oder weitgestellten Bronchien ausatmen können.  Bei komplett offenen Atemwegen ist der Wert hoch, z.B. 500 bis 700 Liter/Minute. Bei asthmatisch verengten Atemwegen ist der Wert des Peakflow je nach Grad der Verengung klein bis sehr klein. Je offener die Atemwege, desto leichter können Sie atmen und desto weniger wird das Herz belastet, das ja das Blut durch die Lunge pumpen muß.  

Behandlung  
Wichtigstes Behandlungsprinzip ist die Verminderung Asthma-auslösender Reizstoffe, z.B. Reizgase aus Zigarettenrauch, Stäube etc.  

  • Bei der Behandlung unterscheiden wir Medikamente, welche die Krankheit unter Kontrolle halten (Kontrolleur), 

  • von Medikamenten, welche nur die Atemnot vermindernden (Erleichterer).  

Die Kontrolleure sorgen dafür, daß die Krankheit zur Ruhe, zum Stillstand kommt. D.h. die zugrunde liegende, manchmal nur geringfügige Entzündung der Lungen wird eingedämmt. Damit kommt auch die mit der Zeit die Lungen zerstörende Wirkung der Entzündung zum Stillstand. Typische Entzündungsminderer sind meist Kortison-Abkömmlinge, die bei korrekter Inhalation in der Lunge deponiert werden. Moderne Kortisone (= Kortikoide, z.B. Budesonid, Fluticason) machen praktisch keine oder kaum Nebenwirkungen im Sinn von Gewichtszunahme, Wassereinlagerung und Störung der körpereigenen Cortisolproduktion.  

Die Atemnot vermindernden Medikamente (Erleichterer) wirken nicht oder kaum entzündungshemmend. Sie sind chemisch ähnlich wie Adrenalin gebaut und rufen einen künstlichen Streß im Körper hervor. Dadurch erweitern sich die Bronchien. Trotzdem geht hier die Entzündung praktisch ungehemmt weiter. 

Die korrekte Asthmabehandlung richtet sich nach Ursache und Schwere der Erkrankung. Man spricht von einer "Stufentherapie".  

A. Allgemeine Maßnahmen  

  • Flüssigkeitszufuhr erhöhen (Minimum 2 Liter täglich)  

  • Fenster so oft wie möglich kurz öffnen, durchlüften,  

  • Staubbelastung vermindern (Berufe am Bau, Landwirte, Lebensmittelverarbeitung)  

  • Staubfänger vermindern (Teppiche, Teppichböden, Plüschtiere, Vorhänge, Regale voller Bücher)  

  • Regelmäßig Sport treiben  

  • Täglich Atemgymnastik  

  • Regelmäßige Arztbesuche und Lungenfunktionsmessungen  

  • Tägliche häusliche Messung des Peakflow (Atemstoß-Messungen zu Hause als Selbstkontrolle zur persönlichen Behandlungsüberwachung)  

B. Medikamenten-Stufentherapie (Empfehlung der deutschen Atemwegs-Liga)  

  • Stufe 1:  (Asthmasymptome weniger als 2x/Woche tagsüber und 2x/Monat nachts, Atemstoß-Luftmenge (PEF) bei Peakflow-Messung >80% des persönlichen Bestwertes)  
    Hier bei Bedarf kurz wirkendes Beta-2-Mimetikum (erleichtert Atemnot). Sie öffnen die Bronchien sofort, aber sie haben keine antientzündliche Wirkung. Sie können asthmatypische Langzeitschäden nicht verhindern!  

  • Stufe 2:  (Asthmasymptome 1x täglich tagsüber, maximal 2x/Monat nachts., PEF >80% des persönlichen Bestwerts)  
    Kurz wirksames Beta-2-Mimetikum, eventuell Anticholinergikum. Dauertherapie mit inhalativen Kortikoiden (niedrige Dosierung), vielleicht auch mit DNCG, Nedocromil oder  Montelukast, einem sogenannten Leukotrienantagonisten. (Das Besondere bei der kontrollierenden Therapie: der Patient spürt nie eine unmittelbare Arzneimittelwirkung, trotzdem wirken sie!)  

  • Stufe 3:  Täglich tagsüber Beschwerden, nachts 1mal pro Woche, PEF 60-80% des persönlichen Bestwerts)  
    Kurz wirksames Beta-2-Mimetikum, eventuell Anticholinergikum. Dauertherapie mit inhalativen Kortikoiden (mittlere bis hohe Dosierung), ev. zusätzlich langwirksamem Beta-2-Sympathomimetikum und/oder Theophyllin, ev. Leukotrienantagonist Montelukast  
    (Tip für Sportler: 1 Hub Bronchialerweiterer vor der sportlichen Anstrengung verhilft zu Luft - bei internationalen Wettkämpfen aber auch zur Disqualifikation wegen Dopings) 

  • Stufe 4:  (starke Symptome an den meisten Tagen und Nächten. Deutliche Beeinträchtigung des täglichen Lebens. PEF >60 des persönlichen Bestwerts)  Wie Stufe 3, zusätzlich Kortisontabletten: Kurz wirksames Beta-2-Mimetikum, eventuell Anticholinergikum. Dauertherapie mit inhalativen Kortikoiden (hohe Dosierung), oralen Kortikoiden, ev. zusätzlich langwirksamem Beta-2-Sympathomimetikum und/oder Theophyllin, ev. Leukotrienantagonist Montelukast.  
    Die Behandlung der Stufe 4 ist notwendig bei Patienten mit Dauerasthma.  Wichtig auch hier: der Patient spürt nie eine unmittelbare Arzneimittelwirkung der Kontrollmedikamente, trotzdem ist ihre antientzündliche, Asthma-verhütende Wirkung ungleich wichtiger als die der Bronchialerweiterer.  
    Nochmal: Ohne Kortikoide würde die Lunge durch das Asthma im Verlauf der Zeit deutlich mehr geschädigt als mit Kortikoidtherapie. Die entstehende Lungenschädigung wirkt sich dann auf das Befinden und die Entwicklung des ganzen Körpers aus.  

Merke:  
Kortikoide nützen im akuten Asthmaanfall nichts, sie kontrollieren die Krankheit. Sie sind aber keine Atmungserleichterer, keine Bronchienerweiterer! 
Die Wirkung des kontrollierenden Medikaments setzt erst später ein! 
Trotzdem müssen auch im akuten Asthmaanfall neben den Bronchienerweiterern Kortikoide gegeben werden, denn sie dämpfen die zum Asthmaanfall führende Entzündung und verhindern, daß die Wirkung der Bronchienöffner mit der Zeit nachläßt!

Nebenwirkungen  
Möglichen Nebenwirkungen von Asthmamedikamenten, speziell von Cortisonabkömmlingen, stehen in keinem Verhältnis zum großen Nutzen der Medikamente. Der den Studenten beigebrachte Lehrsatz heißt: "Der Asthmapatient stirbt im Asthmaanfall!" Und dieser Tod kann praktisch immer mit einer korrekt durchgeführten Dauertherapie vermieden werden!

Wenn der Patient von dem erdrückenden Erlebnis eines Atemnotzustandes (Asthmaanfall) befreit werden kann, sollte dies die Angst vor seltenen Nebenwirkungen in den Hintergrund drängen.  Unter ärztlicher Kontrolle und bei korrekter Anwendung werden Nebenwirkungen weitestgehend vermieden.  

Behandlungsverweigerung durch das Kind oder durch den Jugendlichen  
Bei längerer Beschwerdefreiheit nimmt die Bereitschaft zur regelmäßigen Inhalationstherapie erfahrungsgemäß schnell ab. Durch gezielte Schulungsprogramme beim Hausarzt bzw. in Asthmazentren und Reha-Kliniken kann Ihnen und Ihrem Kind der bereits erzielte Erfolg Ihrer Behandlung klargemacht werden und - falls erforderlich - die weitere Dauertherapie erklärt werden. 
Solange immer wieder Atemnot auftritt, sollen Sie Ihr Kind vor den Gefahren der Lungenschädigung warnen und es zur weiteren Behandlung anspornen. 

Je überzeugter die Eltern von der Asthmabehandlung sind, desto eher kann das Kind oder der Jugendliche die Notwendigkeit akzeptieren. Eventuell läßt sich die Behandlung vereinfachen, wenn über lange Zeit Beschwerdefreiheit besteht.  
Bleiben Sie mit diesen Fragen nicht allein!                     

Bitte sprechen Sie mich an, wenn Sie Fragen haben.

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Urheberrechtlich geschützt © Dr. Michael Groh, Hügelsheim - Letzte Änderung: 18.04.2012

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