Facharzt für 
Allgemeinmedizin / Suchtmedizin
Blumenstrasse 4
76549 Hügelsheim


Telefon +49 (0)7229 189696
Telefax +49 (0)7229 189697


Zertifikat Nr.: 11817
DIN EN ISO 9001:2008
Qualitätszertifizierte Praxis
Mitglied im Ärztenetz Mittelbaden


 

Gesundheitstipps > Urologie

Mehr wissen, besser leben: Ihr Hausarzt rät!

Harninkontinenz

Harninkontinenz bedeutet, daß der Urin willkürlich nicht gehalten werden kann.  
Jeder vierte bis fünfte Mensch in Deutschland leidet mehr oder weniger stark an Harninkontinenz. Das ist einerseits ein hygienisches Problem, weil Hauterkrankheiten entstehen können. Andererseits bringt die Harninkontinenz aber auch erhebliche psychische Probleme und Schwierigkeiten für die Betroffenen mit sich: 
Denken Sie an den Jugendlichen, dessen Schulklasse einen Ausflug ins Landschulheim plant - und er ist Bettnässer. 
Denken Sie an die ältere Dame, die sich nur noch aus dem Haus traut, nachdem sie vorher genau geplant hat, wo sie welche Toiletten erreichen kann: um noch rechtzeitig Wasser lassen zu können, bevor alles in die Hose geht! Die sich schließlich vielleicht nicht mehr aus dem Haus traut aus Angst, mitten auf der Straße zu stehen und das Wasser nicht mehr halten zu können. 
"Harninkontinenz bringt niemanden um, nimmt einem aber das Leben", sagt ein Spruch!  
Das Schlimmste ist: die Betroffenen sind durch ihre Krankheit meist so verunsichert und schämen sich sosehr, daß sie keine Hilfe suchen. Sie trauen sich oft nicht, das Thema beim Hausarzt anzusprechen. Oder sie reden erst dann mit ihm, wenn es schon gar nicht mehr anders geht. Jedenfalls vermuten Experten eine hohe Dunkelziffer nicht erfaßter bzw. unbehandelter Menschen.  

Als normal und nicht krankhaft kommt Harninkontinenz vor bei Säuglingen und Kleinkindern bis etwa zum 4. Lebensalter. Erst danach sollte die Nervenversorgung "Gehirn-Harnblase-Gehirn" soweit ausgereift sein, daß das Kleinkind willkürlich das Wasser halten kann. Reinlichkeits-Dressur macht also keinen Sinn, sondern quält und verunsichert das Kind nur!  
Im Fall von Mißbildungen, Infektionen oder anderen Störungen körperlicher oder seelische Art kann die Harninkontinenz über das 4. Lebensjahr hinaus bestehen bleiben bzw. wieder erscheinen. Jede Harninkontinenz im Kleinkindesalter jenseits des 4. Lebensjahres sollte also abgeklärt werden. Bei entsprechenden Symptomen natürlich auch vorher. Denn im Rahmen von allgemeinen körperlichen Störungen wie Infekten, Streß usw. kann es auch bei normalerweise kontinenten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen wieder kurzfristig zu Harninkontinenz kommen.  

Die Häufigkeit von Harninkontinenz ist im Pubertäts- und jugendlichen Erwachsenenalter am geringsten. Mit steigendem Alter nimmt sie wieder stetig zu. Frauen sind dabei häufiger betroffen als Männer: Denn ihr Beckenboden ist von Natur aus schwächer ausgebildet, um leichter Kinder zur Welt bringen zu können.  

Wir unterscheiden als Ursachen der Harninkontinenz:  

  • Die Dranginkontinenz (die instabile Blase sowie die ungehemmten Blase),  

  • die Beckenbodenschwäche und  

  • Blasenausgangs-Hindernisse (z.B. verengte Harnröhre, vergrößerte Prostata), die zur Überfüllung der Harnblase und eventuell zur Überlaufblase führen.  

Bei der Dranginkontinenz verspürt der Kranke einen unwiederstehlichen Drang, sofort Wasser lassen zu müssen. Er kann das Wasser nicht mehr halten, das Wasser läuft, bis die Blase leer ist! Aber auch dann hat der Kranke immer noch nicht das Gefühl, wirklich fertig zu sein: Er spürt den Harndrang immer noch!  

Bei der instabilen Blase liegt die Ursache für die Dranginkontinenz lokal in der Harnblase selbst. Entzündungen, Harnblasentumoren oder Blasensteine irritieren die wahrnehmenden Rezeptoren in der Blasenwand, so daß diese nach oben melden: "Blase voll". Dann gibt die Kontrollinstanz im Hirn den Befehl: "So rasch wie möglich Toilette aufsuchen, Wasser lassen". Durch die ständig gereizten Rezeptoren hat man/frau das quälende Gefühl, nie fertig zu sein, sondern dauernd wieder losrennen zu müssen. Die örtliche Entzündung bereitet Schmerzen, manchmal sogar bis in den Rücken.  

Bei der ungehemmten Blase liegt die Störung in der Nervenleitung des Unterleibs oder des Rückenmarks, oder in den hemmenden Gehirnzentren. Die Harnblase ist normalerweise unbeteiligt.  
Ursache können sein eine ausgedehnte Unterleibsoperation z.B. wegen einer Krebserkrankung, eine Rückenmarksverletzung nach Verkehrsunfall oder der Untergang von Nervenzellen im Gehirn. 
Nervenzellen gehen unter durch Verschlechterung der Blutversorgung mit zunehmendem Alter. Denn kommt es zur Verkalkung der zum Gehirn führenden Blutgefäße. Dieser Nervenzelluntergang kann durch ständige Vergiftung (Alkohol, Zigaretten, Arbeitsplatzgifte) oder durch Schlaganfall erheblich beschleunigt werden. Hauptursachen der beschleunigten Arterienverkalkung sind Bluthochdruck, Zuckerkrankheit und Zigarettenkonsum. 
Dranginkontinenz mit ungehemmter Blase kann auch Folge einer Alzheimer Demenz sein.  Auch bei der ungehemmten Blase besteht der Drang, unbedingt Wasser lassen zu müssen, jedoch normalerweise ohne Schmerzen.  

Bei der Beckenbodenschwäche spürt die Kranke keinen Drang, Wasser zu lassen. Wenn sich jedoch absichtlich oder unabsichtlich den Druck im Bauch erhöht (Husten, Lachen, Niesen, Einkaufstasche anheben), kann der schwache Beckenboden nicht ausreichend Widerstand bieten und schwapp, verliert der Betroffene etwas Wasser. 
Im Gegensatz zur Dranginkontinenz entleert sich dabei die Blase nicht vollständig. Beckenbodenschwäche kann auftreten durch erblich bedingte Bindegewebsschwäche, nach Geburten, besonders bei erstgebärenden Frauen jenseits des 30. Lebensjahrs, und durch körperliche Inaktivität.  
Jenseits des 40. Lebensjahrs finden wir oft eine Kombination der 3 Ursachen Bindegewebsschwäche, körperliche Inaktivität und Zustand nach Geburten.  

Blasenausgangs-Hindernisse wie narbige Harnröhrenverengungen, bei Männern auch Prostatavergrößerung und Prostatakrebs, lassen den Urin zunächst schlechter ablaufen. Deshalb verstärkt und verdickt sich die Muskulatur der Harnblase, um das Hindernis doch noch zu überwinden (Balkenblase). Wird das Hindernis immer enger, gelingt es der Blasenmuskulatur schließlich nicht mehr, die Harnblase ausreichend zusammenzuziehen, sie bleibt prall gefüllt bis fast zum Platzen. Ständig und tropfenweise läuft dann der Urin in Folge des hohen Innendrucks ab (Überlaufblase).  

Die Behandlung der Harninkontinenz richtet sich nach den jeweiligen Ursachen:  

  • Bei der instabilen Blase muß die lokale Ursache behandelt werden, also meistens ein Harnwegsinfekt, selten ein Blasentumor und ganz selten in unseren Breiten ein Blasenstein.  

  • Bei der ungehemmten Blase können Medikamente gegeben werden, welche die Harnblasenwand erschlaffen lassen und so den Harndrang vermindern. Ein in Zusammenarbeit mit dem Kranken aufgestelltes Miktionsprotokoll ermöglicht ihm, jeweils rechtzeitig zur Toilette zu gehen.  

  • Zur Behandlung der Beckenbodenschwäche ist anfangs Beckenboden-Training sinnvoll (siehe unten!), auch kann betroffenen Frauen ein Pessar eingesetzt werden. In ausgeprägten Fällen wird jedoch derzeit eine chirurgische Behandlung favorisiert, die TVT-Methode, bei der die Harnröhre sanft angehoben wird.  

  • Bei Blasenausgangs-Verengungen muß die Harnröhre auf medikamentösem oder chirurgischem Weg erweitert werden.  

  • In Fällen aber, wo andere Mittel nicht greifen, kann der Arzt speziell für Harninkontinenz geschaffene Vorlagen rezeptieren. Sie ermöglichen es, sich ohne Angst frei bewegen zu können, wohin man auch gehen will. Und man muß dann nicht mehr befürchten, dass einem unterwegs das Wasser die Beine hinunterläuft.  

Das Tanzberger-Konzept zur Therapie von  Streß- und Urge-Inkontinenz und Beckenbodenschwäche  

Kurze Zusammenfassung des physiotherapeutischen/krankengymnastischen Behandlungskonzepts bei Streß-/Belastungs- und Urge-/Dranginkontinenz bei Beckenbodenschwäche, Senkungsbeschwerden und zur Prävention:  

  • Aufklären über Funktion und Anpassung der muskulären Strukturen 
    "Ich kann nicht üben, was ich nicht kenne!" (Wort/Bild/Medien)  

  • Verbesserung der Topographie: 
    die Lage der urogenitalen Organe ist ein dynamisches Phänomen, kein statisches. Antischwerkraftpositionen mit Hilfsmitteln, Sprechatem mit Explosivkonsonanten  

  • Verbesserung der Durchblutung 
    Lagewechsel, balneologische Anwendungen, Reflexzonenmassage, heiße Rolle  

  • Fördern der reflektorischen und reaktiven Muskelkraft 
    Funktionelles Üben in verschiedenen Ausgangsstellungen und mit Hilfsmitteln  

  • Analysieren und Neuerfahren der Alltagsbewegungen 
    Belastungsgefahren erkennen lernen beim Stehen, Sitzen, Bücken, Heben, Husten, Niesen, Stuhlentleeren. 
    Entlastende Haltungspositionen und Bewegungsabläufe für Wirbelsäulen- und Beckenbodenstrukturen wahrnehmen und einüben  

  • Aufklären mittels mentaler, funktioneller und mechanischer Aufschubstategien zur Kontinenzsicherung für Harnblase und Enddarm 
    Verhaltensfehler bei Dranginkontinenz besprechen, Miktionstraining, Spezielle Visualisierungshilfen erlernen und umsetzen zur Unterstützung der normalen Organfunktion 

© Tanzberger-Konzept nach Renate Tannenberger, Krankengymnastin/Physiotherapeutin, Imaninger Str. 33, 81675 München, 
T: 089 479929 

Weitere Informationen finden Sie z.B. unter http://www.dieblase.de

Bitte sprechen Sie mich an, wenn Sie Fragen haben.

Zurück zur Themenübersicht

 


Zum Seitenanfang
Urheberrechtlich geschützt © Dr. Michael Groh, Hügelsheim - Letzte Änderung: 18.04.2012

Info