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Enuresis  - nächtliches Einnässen

Ab dem 4. Lebensjahr sind 98% aller Kinder tagsüber trocken, jedes dritte Kind näßt aber in der Nacht noch ein. Vermutlich nässen auch 2-4% der sonst gesunden Erwachsenen ein!
Kinder schlafen nachts meist tiefer als Erwachsene. So kann es vorkommen, daß sie durch den Drang zum Wasserlassen nicht geweckt werden. Das kann bis zum Schulalter anhalten. 
Als Enuresis wird bezeichnet, wenn Kinder im Alter von mehr als 5 Jahren mindestens 2x im Monat einnässen. Voraussetzung ist dabei, daß keine Harnwegsinfekte vorliegen, kein Einnässen über Tag oder andere Zustände, die starken Harndrang auslösen.

Wenn Kinder nachts einnässen, beruht das häufig auf zu geringem Fassungsvermögen der Harnblase. Ein anderer möglicher Grund ist das noch unreife kindliche Nervensystem, das dem Kind trotz bestem Willen nicht erlaubt, seine Blase wirksam zu kontrollieren. Beide Ursachen sind für 70% kindlichen Einnässens verantwortlich.  

Deswegen muß bei einer ordentliche Diagnostik das Fassungsvermögen der Blase bestimmt werden. Es muß ausgeschlossen sein, daß ein chronischer Harnwegsinfekt die Ursache des Einnässens ist. 
Und es muß - ganz, ganz wichtig - gleich zu Beginn ein sogenanntes Trink-Wasserlaß-Protokoll (Miktionsprotokoll) über mindestens 3 Tage geführt werden. Die Eltern müssen dabei so genau wie möglich aufschreiben, welche Mengen ihr Kind wann trinkt und wieviel es ausscheidet. Denn 70% der betroffenen Kinder trinken zu wenig oder zur falschen Zeit. Die kindlichen Blasen werden dann gar nicht richtig gefüllt.  Nur wenn die Blase mehrmals täglich richtig voll wird, kann sie eine ausreichende Wanddicke und ein ausreichendes Fassungsvermögen entwickeln.  

Häufiges Auf-die-Toilette-schicken, damit nichts ins Höschen geht, bewirkt also, daß die Harnblase klein bleibt und sich gar nicht richtig entwickeln kann. Wenn dann die Kleinen vor dem Zu-Bett-gehen noch einmal ihren Durst löschen, überfordert die in der Nacht produzierte Urinmenge das Fassungsvermögen der zu klein gebliebenen Blase.  Ich empfehle Ihnen, dem Kind etwa gleichmäßig über den Tag verteilt etwa 1 Liter Flüssigkeit zu geben. Ab 18 Uhr sollten dann nur noch geringe Mengen Flüssigkeit angeboten werden. Und üben Sie Ihrem Kind, den Urin über Tag eine gewisse Zeit zu halten!  

Eine andere Art des Einnässens kommt vom "Kneifen": Läßt das Kind seinen Beckenboden nicht locker, kann sich die Blase nicht komplett entleeren, es kommt zur Restharnbildung.  
Zur Diagnosestellung beim Facharzt müssen die Kinder über 4-5 Stunden trinken und pinkeln, sooft es geht. Mit dem Ultraschall kontrolliert man dann jeweils danach, ob in der Harnblase Resturin verblieben ist. "Kneifende" Kinder müssen ermutigt werden, auf der Toilette zu entspannen und Wasser zu lassen ohne Zeitdruck oder Pressen. Falls das Kind seinen Beckenboden nicht gut spüren kann, ist Biofeedback hilfreich.  

Und was macht man bei normalem Blasenfüllungsvermögen und ausreichendem Trinken über Tag? Da ist es sinnvoll, zunächst mal abzuwarten, bis das Kind das Schulalter erreicht. Danach vielleicht eine sogenannte "Klingelhose" ausprobieren. Dieser Alarm sollte aber nicht neben dem Kinderbett stehen, sondern sollte die Eltern wecken, die wiederum ihre Kinder wachrütteln und diese auffordern sollen, selbst den Alarm abzustellen. Auf diese Weise kann man bei Kindern erreichen, daß die Lektion "Blasenreiz - Aufwachen und Pinkeln gehen" im kindlichen Hirn allmählich gelernt wird.  

Ein Fall dazu aus meiner Praxis: Ein 12jähriger Junge näßte nachts immer noch ein, die um ihre Betten und Matratzen besorgte Mutter versorgte ihn daher vorsorglich jede Nacht mit einer Windel. Problematisch wurde es nun, weil die Schulklasse des Jungen einen Landschulaufenthalt plante.
Die Urinkontrolle in meiner Praxis und die fachärztliche Kontrolle der Harnwege ergaben keine Besonderheiten. Der Urologe riet also, doch einfach die Windel wegzulassen und zu riskieren, daß der Junge nachts ins Bett macht. In den nächsten Tagen erwachte der Junge nachts durch das nass gewordene, klamme, kalte Bett. Das war ihm unangenehm. So dauerte es nur ein paar Nächte, dann war er morgens vollkommen trocken.  
Des Rätsels Lösung also: da es so bequem war, in die Windel zu machen, hatte der Junge den Urin einfach laufen lassen und sich nie wirklich bemüht, nachts trocken zu werden. 

Helfen alle genannten Vorschläge nichts, dann ist - gründliche urologische Untersuchung vorausgesetzt - wahrscheinlich die Gabe eines Medikaments angezeigt (Desmopressin). Denn es liegt möglicherweise eine Reifungsstörung der Blasenkontrollnerven oder eine zu geringe Produktion des sogenannten Antidiuretischen Hormons (ADH) in der Hypophyse vor. Manchmal hilft auch autogenes Training bzw. Hypnose sehr gut.

Bitte sprechen Sie mich an, wenn Sie Fragen haben.

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Urheberrechtlich geschützt © Dr. Michael Groh, Hügelsheim - Letzte Änderung: 18.04.2012

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