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Über das Heilfasten

„Ich konnte gar nicht mehr laufen, alle Gelenke taten weh, ständig hatte ich Entzündungen, war anfällig für jede Krankheit und bekam nicht genug Luft. Mein Blutdruck war trotz der vielen Medikamente ständig zu hoch. Seit ich das Heilfasten kenne und ausübe, geht´s mir viel besser. Ich bin ein ganz neuer Mensch geworden!" 
Solche oder ähnliche Sätze hört oder liest man, denkt, das wäre doch auch was für mich, auch meine Gesundheit gehört ja aufgemöbelt! 
Im Frühling sind die Illustrierten voller denn je mit Ratschlägen zur Entschlackung, Verschönerung, und zum Abnehmen angesammelten Winterspecks. Deshalb werde ich in dieser Zeit häufiger als sonst gefragt, was ich vom Heilfasten halte. 

Fasten im Zusammenhang mit religiösen Übungen und Meditationen ist in allen Kulturen bekannt. Auch das "Heilfasten" westlicher Kulturen versucht Körper, Geist und Seele des Fastenden positiv zu beeinflussen: Der Fastende soll - den gewohnten Alltagstrott unterbrechend - innehalten, über sich selbst und den Sinn seines Tuns nachdenken, soll für den kommenden Lebensabschnitt positive Vorsätze fassen. 
Gleichzeitig soll das Heilfasten der Reinigung des Körpers von "Schlacken" dienen, hervorgerufen durch unsere hastige und ungesunde Lebensweise. 

Mäßigkeit, "das rechte Maß in allen Dingen", ist in allen Kulturen ein erstrebenswertes Lebensziel. Ziel der Mäßigkeit ist, seelisch, geistig und körperlich gesund zu bleiben. 
Erstaunlich für uns heutige Menschen: das funktioniert tatsächlich! Wir, die wir täglich Gerenne und Geschiebe, Hast und Hektik erleben in einer Welt, die nur Fakten und Zahlen zu kennen scheint, wir erleben beim Fasten plötzlich ganz andere Seiten an uns, fast wie früher, als wir noch nicht täglich in der Tretmühle standen und funktionieren mußten.
Deswegen sollte das Fasten möglichst nicht im gewohnten Alltag stattfinden. Sondern am besten dann, wenn wir uns erlauben können, Zeit für uns zu haben, mal nicht perfekt funktionieren zu müssen. Zeit, um Neues zu probieren, Altes, Überholtes versuchsweise loszulassen. 

Fasten hat aber für viele Menschen, besonders für Frauen, noch einen viel vordergründigeren Zweck, nämlich den der Gewichtskontrolle. Glaubt man den Statistiken, dann wollen die meisten Frauen abnehmen, genauer gesagt befindet sich über die Hälfte der Frauen im Gewichtsabnahme-Dauerstress. Und die Männer fangen auch schon damit an! 
Oft hängt das weniger mit tatsächlichem Übergewicht zusammen, vielmehr mit einer gestörten Selbstwahrnehmung: Frau vergleicht dauernd den scheinbar unvollkommenen, als viel zu dick wahrgenommenen eigenen Körper mit den Körpern jugendlicher, schlanker Models, die meist noch keine Kinder bekommen haben. Die berühmte Marilyn Monroe würde nach heutigem Schönheitsideal eindeutig als zu dick ausgemustert. Models müssen sich, um arbeiten zu können, dem Diktat der Mode beugen und müssen - da sie natürlich immer wieder zunehmen - eine Fastenkur nach der anderen durchziehen. Mit den Folgen Menstruationsstörung, zunehmende Knochenbrüchigkeit, auch mit psychiatrischen Erkrankungen wie Essstörungen und Depressionen. Nicht selten beginnt so eine Drogenkarriere. 

Die Natur hat unsere Erbanlagen in Millionen von Jahren perfekt auf Überleben programmiert. Der menschliche Körper kennt tausend Tricks, um Hunger und Not, Eiseskälte und Gluthitze lebend zu überstehen. Er hat aber keinen einzigen Trick parat, um im Überfluss gesund zu bleiben. Denn Überfluss gab es immer nur selten und kurzzeitig, danach kamen wieder lange Mangelperioden. Das Bestreben eines normal veranlagten Körpers ist es also immer, für kommende Notzeiten Vorräte anzulegen, um das individuelle Überleben zu sichern: Auf jede Gewichtsabnahme durch Nahrungsmangel reagiert der Körper mit umso verbissenerem Festhalten der Vorräte in seinem Fettspeicher. So eine Gewichtsabnahme (Existenzbedrohung) darf ihm nie wieder passieren! 

So kommt es, daß wir - ohne grundlegende Änderung einiger Lebensgewohnheiten - nach jeder Fastenperiode zumindest zum alten Gewicht zurückkehren, meist jedoch dicker werden.

Statistiken zeigen, daß über 95% der Übergewichtigen, die durch Fasten ihr Gewicht reduzieren wollen, spätestens nach 5 Jahren wieder das alte Gewicht oder mehr drauf haben. Die Raffinesse eines in Jahrmillionen entwickelten Überlebensprogramms läßt sich auf Dauer nicht überlisten, es ist übermächtig. 
Alles wäre halb so schlimm, entstünden durch diese Gewichtsschaukelei nicht 2 schlimme Gesundheitsprobleme: 

  • Die Herzkranzgefäße, die unsere Herz mit Blut versorgen, gehen beim Gewichtsschaukeln allmählich kaputt (koronare Herzkrankheit). 

  • Der Körper frisst im Hunger lieber Muskelmasse als Fett. Fett wird als eiserne Reserve für Notzeiten aufgespart. 
    Frisst der Körper Muskeln, macht der Herzmuskel keine Ausnahme, auch er wird abgebaut. Nur Muskeln die dringend gebraucht werden, werden nicht angetastet. Wir müssen dazu vermehrt körperlich aktiv sein. 

  • Merke: Inaktive, fastende Menschen haben daher gegenüber Nichtfastenden eine Übersterblichkeit (durch früher eintretende Herzschwäche). 

  • Merke: je mehr Muskelmasse im Alter, desto höher die Lebensqualität, desto länger die Lebenszeit. 

Und die Moral... ? 
Fasten darf nie zur Gewichtsreduktion missbraucht werden! Gewichtsreduktion auf Dauer erreicht man nur und nur durch Umstellung der Lebensgewohnheiten! 

Das kann anfangs schwer fallen! Umstellung bedeutet: 

  • In jeden Tagesplan Bewegung einbauen, möglichst aber Bewegung zu einer festen Zeit. Ideal sind 30 Minuten und mehr (es können aber gern heute 20 Minuten und morgen eine Stunde sein) 

  • Umstellung bedeutet, daß wir unser Essen möglichst nach der unten beschriebenen Weise zusammenstellen. 
    Chinesische Weisheit: Das Abendbrot schenke deinen Feinden!! 

  • Fasten darf nur in Zeiten verstärkter körperlicher Aktivität stattfinden! Der vermehrte Gebrauch unserer Muskeln, speziell des Herzmuskels, signalisiert dem Körper, daß er diese Strukturen auf gar keinen Fall abbauen darf. Dann muss der Körper Fett fressen! 

Normalerweise stabilisiert der Körper seine Knochen, Bänder und Gelenke in der Qualität so zuverlässig, daß sie den täglichen Anforderungen und ein bißchen darüber hinaus genügen, ohne gleich Schaden zu nehmen. 
Der Körper arbeitet trotzdem äußerst ökonomisch: was nicht gebraucht wird, wird unbarmherzig abgebaut, egal ob Hirn, Muskeln, Gelenkknorpel- oder Knochenfestigkeit. 

Fazit
Heilfasten ja, aber nur, wenn begleitet von intensivem Körper- und Bewegungstraining. Benutzen Sie das Heilfasten als Einstieg in eine bewußtere Lebensführung! 
Bewußtere Lebensführung bedeutet, daß wir unseren Körper benutzen, wofür er programmiert ist. Zur mäßigen Lebensweise nämlich (natürlich ab und zu mit Ausrutschern!) und zum täglichen Gehen! 

Übrigens: Wußten Sie, daß Säugetiere deutlich länger leben, wenn sie sich nie ganz satt essen können? Nicht nur Ratten leben dann fast doppelt so lang. 

Machen wir also Kompromisse zwischen dem, was wir wollen und dem, was vernünftig ist!

Nach: "Low-Glycämic-Index"-Pyramide von David S. Ludwig, MD, Dr. phil., Children´s Hospital, Boston Quelle: Harvard Health Online (http://health.harvard.edu/newsletters/giload.shtml
Weitere Infos: http://www.nicolai-worm.de und http://health.harvard.edu/ und 
Nicolai Worm "Syndrom X oder Ein Mammut auf den Teller", "Glücklich und schlank mit der LOGI-Methode" 

Artgerechte Haltung fängt beim artgemäßen Futter an. Das bedeutet für uns: 

  • Jeden Tag reichlich essen: Als Hauptnahrungsmittel Gemüse und Früchte (neudeutsch "five a day", 5mal am Tag) Auch Fisch (Lachs, Hering, Makrele), fettarmes Fleisch und fettarme Milchprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse. Öle statt Hartfett. Zum Braten und Backen Olivenöl. Für Salate Olivenöl, Rapsöl, Walnußöl 

  • Jeden Tag etwas essen: Grobes, dunkles Vollkornbrot, auch Spagetti, Pasta, Reis 

  • Nur ab und zu essen: Süßigkeiten, Produkte aus feingemahlenem Mehl, Kartoffeln 

Bitte sprechen Sie mich an, wenn Sie Fragen haben.

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Urheberrechtlich geschützt © Dr. Michael Groh, Hügelsheim - Letzte Änderung: 18.04.2012

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