Mehr wissen, besser leben: Ihr Hausarzt rät!
Kind
verletzt sich an Fixernadeln - was tun?
Panik bricht bei den Eltern aus, wenn Ihr Kind im
Sandkasten gespielt und sich an einer herumliegenden gebrauchten Fixernadel
gestochen hat: Muß mein Kind nun mit einer HIV-Infektion rechnen? Was ist mit
Ansteckungsgefahr durch die Leberentzündung Hepatitis B oder anderen
Infektionen?
Was tun Sie zuallererst?
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Lassen Sie die Stichwunde möglichst länger
als 1 Minute bluten! Blutet die Stichwunde nur wenig, sollten Sie den Arm,
das Bein etwas stauen, so daß mehr Blut aus der Wunde austritt. Dazu
genügt es, wenn Sie einfach den Arm, das Bein mit Ihren Händen umfassen
und nicht zu fest zudrücken.
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Desinfizieren Sie die Stichwunde danach
möglichst lange, am besten über 10 Minuten! Benutzen Sie Octinosept
(brennt nicht, hilft trotzdem bestens!), Betaisodona-Lösung oder ein
alkoholisches Desinfektionsmittel mit einem Mindestalkoholgehalt von 80%
(brennt!).
Zur Ihrer Beruhigung
In der medizinischen Literatur findet sich bisher kein einziger Hinweis
dafür, daß sich irgendwo auf der Welt ein Kind an gebrauchten Fixerbestecken
infiziert hätte
(Blanche S.: Arch Pediatr. 2000
Jan; 7(1):83-86)
Denn
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Das HI-Virus ist geradezu lächerlich
empfindlich. Schon nach einer halben Stunde ist eingetrocknetes Blut eines
an HIV Erkrankten nicht mehr infektionsfähig. - Spritzen mit
aufgesteckter Nadeln sind nach ca. 4 - 6 Stunden nicht mehr
ansteckungsfähig!
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Nur 20-30% aller Drogenabhängigen, die
intravenös spritzen, sind HIV-infiziert.
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Das Risiko einer Infektion nach Stich mit
einer Nadel, die zuvor in der Ader eines HIV-Infizierten steckte, beträgt
etwa 1:60, d.h. bei 60 derartigen Stichen infiziert sich nur einer!
Im Klartext bedeutet das:
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Es besteht keine medizinische Empfehlung,
wegen eines so geringen Infektionsrisikos eine medikamentöse Therapie zur
Verhütung einer möglichen HIV-Infektion zu beginnen!!
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Außerdem dauert die medikamentöse Therapie
zur Verhinderung einer HIV-Infektion 4 Wochen und hat erhebliche
Nebenwirkungen.
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Es ist bisher völlig unbekannt, welche
Langzeitfolgen diese Therapie für die betroffenen Kinder im späteren
Leben hat.
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Wenn Sie trotzdem auf eine Anti-HIV-Therapie
Ihres Kindes bestehen, sollten Sie Folgendes wissen:
Sticht sich Krankenhauspersonal an einer Nadel mit infiziertem, ganz
frischem, also noch infektiösem (!) HIV- Blut und wird dann sofort mit
einer medikamentösen Anti-HIV-Therapie begonnen, kann durch die Therapie
das Risiko, eine HIV-Infektion zu bekommen, von 85-95% auf 5-15%
verringert werden.
Trotzdem muß Ihrem Kind nach einer Verletzung an
Fixerbestecken zweimal Blut abgenommen werden (gleich nach der Verletzung und
6 Wochen später), um sicher auszuschließen, daß sich das Kind durch die
Verletzung Krankheiten wie z.B. Hepatitis B, Hepatitis C, Syphilis und
natürlich auch HIV geholt hat.
Am besten ist, Sie folgen den Impfempfehlungen
und impfen Ihr Kind rechtzeitig, d.h. im ersten Lebensjahr, gegen Hepatitis B!
Bitte sprechen Sie mich an, wenn Sie Fragen haben.
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