Mehr wissen, besser leben: Ihr Hausarzt rät!
Das
metabolische Syndrom
Richtig essen und
trotzdem gut leben?
Warum bekommen Menschen einen Herzinfarkt, scheinbar aus bester Gesundheit
heraus?
Warum hat die Hälfte aller Diabetiker bereits bei Entdeckung ihrer
Zuckerkrankheit deutliche Schäden an Herzkranzgefäßen, Adern der Netzhaut
des Auges und an den Nieren?
Das bedeutet
doch für den Kranken verminderte persönliche Lebensqualität und
Lebensverkürzung. Und für das Gesundheitssystem bedeutet es erhöhte Kosten,
für den Staat Ausfälle von Einnahmen in die Rentenkassen, damit Belastung
der Allgemeinheit usw.
Kann man nicht solche Ereignisse frühzeitig voraussehen und den Brunnen
sozusagen abdecken, bevor das Kind hinein fällt?
Um
es vorneweg zu nehmen: man kann! Vorsorge kann heute jeder viel effektiver
betreiben als früher! Wer sich interessiert, kommt durch die modernen Medien
viel leichter an Information als noch vor Jahren.
Außerdem, die Forschung über Herz-Kreislaufkrankheiten läuft in der ganzen
Welt auf Hochtouren. Und so nimmt das Wissen um Herz-Kreislaufkrankheiten
täglich zu. Dieses Wissen ist enorm wichtig, denn die Menschen der
Industrieländer werden immer übergewichtiger, immer mehr Menschen werden
zuckerkrank.
Die Ergebnisse der neuesten
Forschungen will ich Ihnen hier präsentieren, denn Hinweise bei Ihrer
Untersuchung haben ergeben, daß auch Sie gefährdet sind, eine
Herz-Kreislaufkrankheit zu entwickeln - mit allen Konsequenzen!
Heute
weiß man: Vorläufer des Erwachsenendiabetes (Diabetes mellitus Typ 2a oder
2b) ist das sogenannte metabolische Syndrom.
Menschen mit metabolischem Syndrom haben
-
Einen hervorragenden Appetit
-
Oft ungünstige Blutfette, wobei das
schützende HDL-Cholesterin typischerweise niedrig ist
-
Meist einen hohen Blutdruck
-
Die Harnsäure kann erhöht sein
-
Meist tragen diese Menschen als Zeichen der
bereits begonnenen Stoffwechselstörung einen charakteristischen
Apfelbauch vor sich her (Taillen-/Hüft-Umfang über 0.95), eventuell
bekommen sie später Übergewicht.
Ein metabolisches Syndrom zu haben bedeutet,
daß der Körper das Angebot an Nahrungszucker nur mit einem Übermaß an
Insulin (Hyperinsulinismus) in die Körperzellen schieben kann, wo der Zucker
zum Leben benötigt wird (Insulinresistenz).
Grund kann zu reichliche oder einseitige
Ernährung sein (d.h. zuviel Essen, zuviel Süßes, zuviel Kohlehydrat)
und/oder zuwenig körperliche Bewegung sein.
Leider ist zuviel Insulin im Körper genauso
schlecht wie zuwenig: zuviel Insulin läßt die Adern rasch altern, macht sie
fast so schnell kaputt wie hoher Blutdruck!
Die eigentliche Ursache des metabolischen Syndroms - Nahrung im Überfluß -
überfordert unsere Erbanlagen.
Hier die Erklärung: kurzer Ausflug in die
Entwicklungsgeschichte der Menschheit
Im Laufe der Evolution hatte ein Individuum die besten Überlebenschancen,
wenn es fähig war, mit wenig auszukommen. Das Nahrungsangebot war fast immer
knapp, weniger genügsame Vorfahren hatten ganz schlechte Karten. Sie
verhungerten einfach und konnten so ihre Erbanlagen nicht mehr weitervererben.
Überflußzeiten gab es selten, so daß sich im Lauf der Jahrtausende durch
den permanenten Selektionsdruck ein Menschentyp entwickelte, der optimal an
Mangel und Notzeiten angepaßt war. Circa 120.000 Generationen lang bestand
die Nahrung aus (nur wenig Kohlehydrate enthaltenden) eßbaren Blättern,
Wurzeln, Knollen und Nüssen, ab und zu ein paar Grassamen, dazu bei
Jagdglück Fleisch und bevorzugt das Fett der Tiere, Hirn und Knochenmark.
Kohlehydrate in größeren Mengen gibt es dagegen erst seit ca. 12.500 Jahren
oder 500 Generationen, seit der Zeit also, als die Getreidekulturen entstanden
sind.
Seit der Zeit der Getreidekulturen an Euphrat und Tigris essen wir viel mehr
Kohlehydrate, dafür weniger von anderen Pflanzen, weniger Grünes, weniger
Fett und Eiweiß.
Alle Gewebe können Fett verwerten. Gehirnzellen,
Blut- und Nierenzellen des Menschen können ohne Traubenzucker (Glukose)
allerdings nur schlecht leben.
Die für den Hirnstoffwechsel und für die Nieren wichtigen Kohlehydrate waren
in der Nahrung der Eiszeit- und Steinzeitmenschen nur in geringerem Maß
vertreten. Zwar kann der Körper aus Muskeleiweiß Zucker herstellen, aber das
kostet ihn Kraft. So hat sich in den 120.000 Generationen ein Menschentyp
herausbilden, der extrem sparsam sein konnte mit dem bißchen Zucker.
Ein über so viele Generationen perfektioniertes Überlebensprogramm kann aber
in 500 Generationen nicht einfach gelöscht werden. Deshalb enthält die
Erbanlage der meisten Menschen auch heute noch das gleiche, bewährte
Zuckersparprogramm: alle Körpergewebe verschließen sich dem Zucker, um ihn
Hirn und Nieren zur Verfügung zu stellen.
Nahrungszusammensetzung und tägliches Leben der
Steinzeitmenschen kennen wir heute recht genau einmal aus Forschung und
Ausgrabungen der Altertumswissenschaftler wie auch aus wissenschaftlichen
Untersuchungen über Steinzeitvölker (seit den 70ern haben auch die letzen
Steinzeitvölker den modernen Lebensstil angenommen):
Überraschend, daß in allen Erdteilen bei allen untersuchten
Steinzeitvölkern die tägliche Nahrung eine relativ konstante Zusammensetzung
hatte:
-
viel Fett, bevorzugt aus Hirn und Knochenmark
(55-65%)
-
ca. 30% Eiweiß (Eier, Fleisch-, Fisch-,
Insekten- und Pflanzeneiweiß)
-
nur 10-15% Kohlehydrate (Knollen, Wurzeln,
Blätter, Beeren, ab und zu Honig).
Wer essen wollte, mußte sich Essen suchen, wer
frühstücken wollte, mußte erst mal sein Frühstück suchen, Pizza-Service
gab es noch nicht. Essen und körperliche Bewegung gehörten untrennbar
zusammen.
Im Schnitt lief ein Steinzeitmann täglich beim Jagen und zur Beschaffung von
Nahrung 19-20km, eine Steinzeitfrau oder ein Steinzeitkind beim Sammeln von
eßbaren Wurzeln und Blättern, Beeren, Nüssen, und Hinterhertragen der
Habseligkeiten etwa 9-10km. An 2-3 Tagen der Woche (!) wurden notwendige
Reparaturen ausgeführt oder auch ausgeruht.
Global gesehen, hat sich die Situation des
Nahrungsmangels bis heute nur in den Industrieländern geändert: Die große
Mehrheit der Menschen hungert immer noch. Das in uns angelegte, aufs
Überleben ausgerichtete genetische Programm sorgt aber dafür, daß nur eine
Minderzahl wirklich verhungert.
Wie essen wir Menschen der westlichen Welt heute?
Kohlehydratreich, eher fett- und eiweißarm! Unglaublich aber wahr: die
Amerikaner, mit der größten Zahl übergewichtiger Menschen, essen
statistisch gesehen und entgegen allen Vermutungen pro Kopf von allen
Industrievölkern die geringste Menge Fett!
Kohlehydratreich, eher fett- und eiweißarm?
Davon ist bis heute auf Dauer leider niemand schlank geworden!
Zudem ist die Nahrungsaufnahme des modernen
Westeuropäers von der Nahrungssuche völlig entkoppelt.
Englische und amerikanische Nahrungsforscher
haben Untersuchungen über das Eßverhalten moderner Menschen in
Industrieländern angestellt. In ihren Versuchen wurden 3 verschiedene
Frühstücke angeboten, alle mit demselben Energiegehalt
(Kaloriengehalt):
1. Ein Eiweißfrühstück mit Gemüse, in Olivenöl gebacken (z.B. ein
spanisches Omelett) 2. Ein selbstgeschrotetes Körnermüsli mit
Früchten
3. Ein Instantmüsli vom Supermarkt
Die große Überraschung war die: wer das
selbstgeschrotete Körnermüsli frühstückte, aß im Laufe des Tages 50% mehr
Kalorien, wer das Instantmüsli frühstückte, aß gar 80% mehr Kalorien als
der Mensch mit dem Eiweiß-Gemüse-Frühstück. Interessant, nicht wahr?
Könnte es sein, daß das Steinzeitfrühstück auch dem modernen, im
Nahrungsüberfluß lebenden Menschen besser bekommt als Kohlehydrate in
Massen?
Im Laufe der letzten Jahre haben die Engländer
ihren Konsum an rotem Fleisch stark reduziert und der Verzehr weißen
Fleisches stieg. Trotzdem stieg auch die Zahl der Dickdarmkrebse ungebremst
weiter an! Ist das "gesunde" weiße Fleisch also doch krebserregend
so wie das rote? Soll man überhaupt kein Fleisch essen?
Unsere Nachbarn, die Franzosen, machen aus Sicht
der heutigen Ernährungslehre so ziemlich alles falsch:
sie essen reichlich fettes Fleisch, dazu fette Soßen, reichlich in Olivenöl
gebratenes Gemüse, zum Essen immer Wein, und sie rauchen auch noch wie die
Schlote. Und trotzdem haben sie die niedrigste Herzinfarktrate der
Welt.
Was machen Franzosen anders als wir?
Auch andere Mittelmeeranrainer, Portugiesen, Spanier, Italiener, Griechen und
Türken haben niedrige Herzinfarktraten. Wie kommt das?
Analysiert man, wie unsere Nachbarn tatsächlich
essen, dann sieht man folgendes:
Ein begüterter Portugiese, Spanier, Franzose, Italiener, Grieche und Türke
ißt als Vorspeise nur ein bißchen Pasta, Brot nur als Beilage, um fette
Soßen aufzunehmen! Als Hauptspeise essen die Mittelmeeranrainer Gemüse in
allen Variationen, Salate und Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte, gebadet in
Olivenöl, auch einen Schluck (!) Wein zum Essen. Meist wird die Flasche nach
dem Essen zugekorkt, dann Kaffee und vielleicht ein Grappa. Zum Abendessen
wieder etwas Wein!
Hier scheint des Rätsels Lösung zu liegen,
das machen die Engländer anders: Die Inselbewohner essen kaum Gemüse.
Vergleichen Sie dagegen das Essen der
Steinzeitmenschen mit dem der Mittelmeervölker. Da sehen Sie, abgesehen von
der Raffinesse der Zubereitung, in der Zusammensetzung relativ viel
Ähnlichkeit! Probieren Sie es doch einfach mal aus! Vielleicht merken Sie,
daß ein Eiweißfrühstück den ganzen Morgen lang kaum Hunger aufkommen
läßt, bis zum Mittagessen. Vielleicht merken Sie, daß Ihr Hunger auf
Süßes nicht mehr so gewaltig ist. Vielleicht werden Sie auch merken, daß
Ihre Blutfette sich bei der nächsten Blutuntersuchung etwas gebessert haben,
obwohl Sie doch eigentlich eher mehr Fett als früher essen. Wie gesagt,
probieren Sie es aus!
Vergessen sollen Sie aber nicht den 2. Teil
unseres Steinzeitprogramms:
Tägliches Laufen, Jagen und Sammeln ist fest einprogrammiert! Wie der
Steinzeitmensch lebte, wissen wir jetzt!
Und wie leben wir? Vom Frühstückstisch ein kurzer Spurt zum Auto, dann zur
Arbeit, mit dem Fahrstuhl aus der Tiefgarage zum Stockwerk, wo der PC steht.
Dort in den Sessel gesetzt und Schwerstarbeit über 6-8 Stunden mit der Maus,
für den kleinen Hunger zwischendurch ein paar Süßigkeiten, zu Mittag ein
Kantinenessen für Schwerarbeiter, am Nachmittag im Fahrstuhl zum Auto,
schnell zum Supermarkt, dort ein paar Regale entlang gespurtet, um abends
nicht zu verhungern. Zu Hause angekommen vor den Fernseher,
Multifunktions-Fernbedienung in die Hand und sich nach dem reichlichen
Abendbrot noch mit Chips und Schoko von der blauen Kuh für den harten
Arbeitstag belohnt.
Was, so geht das bei Ihnen nicht, sagen Sie? Sie
müssen täglich schwer und hart arbeiten, Sie laufen viel in Ihrer
Arbeit?
Gut, laufen Sie aber soviel, wie Ihr Steinzeitprogramm möchte?
Probieren Sie es einfach aus! Wahrscheinlich
werden Sie dann alle Vorteile nutzen können, die unsere Erbanlage bietet.
Denken Sie dran: die sind über 120.000 Generationen lang optimiert!
Merksätze
-
Zu den sogenannten Risikofaktoren erster
Ordnung für metabolisches Syndrom und Aderverkalkung zählen hohes
Cholesterin, Bluthochdruck, das Rauchen, Zuckerkrankheit und Übergewicht.
-
Zusätzlicher Vitaminmangel (Vitamin B6 und
Folsäure) verschärft die Situation.
-
Fettreduktion in der täglichen Nahrung senkt
Gesamtcholesterin und schlechtes LDL (beide machen Aderverkalkung), senkt
aber auch das gute HDL (schützt vor Aderverkalkung). Außerdem steigen
dann die Neutralfette (Triglyzeride) und damit ebenfalls Ihr
Herzinfarktrisiko. Die Konsequenz heißt daher nicht "eßt kein
Fett", sondern "eßt gute Fette in Maßen" ("gute
Fette" siehe unten!).
Bessern sich Blutfette trotz Nahrungsumstellung und Bewegungstraining
nicht, helfen Statine (bestimmte Fettsenker), bei Unverträglichkkeit auch
Fischölextrakte. Sie senken
Gesamtcholesterin, LDL und geringfügig auch die Neutralfette. Sie heben
zudem geringfügig das günstige HDL. Damit bessert sich die Relation der
Fette zueinander, es sinkt die Wahrscheinlichkeit, einen Gefäßunfall zu
erleiden.
-
Für alle Dauerabnehmer: Unser Körper ist
auf Überleben programmiert, nicht auf Kosmetik. Nach kurzer
Gewichtsabnahme zwingt er uns in raffinierter Weise, wieder zuzunehmen,
bis das alte Gewicht wiederhergestellt ist. Abnehmeversuche gelingen daher
- entgegen allen anders lautenden Versprechungen - nie durch wenig Essen,
sondern nur durch täglich mehr Bewegung.
-
Studien haben außerdem gezeigt, daß auch
Diabetiker, die sich an das Gesagte halten, durch die Nahrungsumstellung
bessere Blutzucker, bessere Blutfette und bessere Chancen gegen den
Herzinfarkt und Schlaganfall haben.
-
Erinnern wir uns außerdem an das Ideal und
Ziel eines guten Lebens, an das rechte Maß in allen Dingen.
Nach: "Low-Glycämic-Index"-Pyramide
von David S. Ludwig, MD, Dr. phil., Children´s Hospital, Boston Quelle:
Harvard Health Online. Weitere Infos zur LOGI-Methode (http://www.logi-methode.de/)
und und LOGI-Forum (http://forum.logi-methode.de/)
Artgerechte Haltung fängt beim artgemäßen
Futter an. Das bedeutet für uns:
-
Jeden Tag reichlich essen: Als
Hauptnahrungsmittel Gemüse und Früchte (neudeutsch "five a
day", 5mal am Tag) Auch Hülsenfrüchte und Nüsse, Fisch (Lachs,
Hering, Makrele), fettarmes Fleisch und fettarme Milchprodukte. Gesunde Öle
statt Hartfett. Zum Kochen, Braten und Backen Olivenöl. Für Salate
Olivenöl, Rapsöl und Walnußöl
-
Jeden Tag etwas essen: Grobes, dunkles
Vollkornbrot, auch Spagetti, Pasta, Reis
-
Nur ab und zu essen: Süßigkeiten, Produkte
aus feingemahlenem Mehl, Kartoffeln
-
Täglich eine halbe Stunde rasches gehen gehört
unbedingt dazu.
Diese Kriterien finden Ärzte bei Patienten
mit einem metabolischen Syndrom
(Zur Diagnose des metabolischen Syndroms sind 3 der 5 Werte notwendig)
-
Bauchumfang: über 88cm bei Frauen über 102cm
bei Männern
-
HDL-Cholesterin: unter 50mg% bei Frauen unter 40mg% bei Männern
-
Neutralfette über 150mg%
-
Blutdruck über 130/85 mmHg
-
Nüchtern-Blutzucker über 110mg%
-
Ein weiterer Krankheitsfaktor wird
möglicherweise
dazukommen: Eiweißausscheidung im Urin als Hinweis auf geschädigte Nierenfilterchen (Mikroalbuminurie,
Proteinurie).
Ein Nüchternblutzucker über 110mg% ist immer
abklärungsbedürftig, falls bisher keine Zuckerkrankheit bekannt ist! Sie
sollten dann einen sogenannten Glukosebelastungstest machen.
Zum Glukose-Belastungstest kommen sie morgens
nüchtern und bringen eine Ihnen zuvor verschriebene, unangebrochene Flasche
mit Testlösung (Traubensaft) mit.
Es wird der Nüchtern-Blutzucker bestimmt, danach trinken Sie die Testlösung.
Anschließend wird nach einer und nach zwei Stunden Ihr Blutzucker erneut
bestimmt.
Am Ende des Tests wissen sie sicher, ob Sie
gesund sind, ob bei Ihnen eine Zuckerverwertungsstörung (gestörte
Glukosetoleranz) oder schon eine Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) besteht.
Bitte sprechen Sie mich an, wenn Sie Fragen haben.
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