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Diabetes mellitus - Behandlungsziele

Gründe für die Diabetesbehandlung 
Diabetes verkürzt die Lebenszeit. Gesunde Männer leben statistisch gesehen im Mittel 78 Jahre, mit Diabetes nur 65 Jahre, gesunde Frauen 83 Jahre, mit Diabetes nur 71 Jahre. 
Sehr gut eingestellte Diabetiker wiederum nähern sich mit ihren Lebensjahren der Gruppe der Gesunden an. Es lohnt also, Diabetes aktiv zu behandeln! 

Ist bei Zuckerkrankheit der Blutzucker zu hoch, wird das Eiweiß der Blutadern durch den Zucker zu stark "kandiert". Das Eiweiß der Kapillaren verändert sich so, daß die körpereigenen Abwehrzellen es als "fremd, nicht zum Körper gehörig" ansehen. Also greifen die Abwehrzellen das "fremde" Eiweiß an und zerstören es durch Entzündung. Dabei wird das feine Blutäderchen (Kapillare) mit zerstört. Nun kann kein Blut mehr durch. Alle Zellen, die von diesem Äderchen bisher versorgt wurden, sterben mit ab, wenn sie nicht von einer noch intakten Kapillare aus der Nachbarschaft mitversorgt werden können. 

Normalerweise herrscht ein Gleichgewicht zwischen dem Bau neuer und der Zerstörung älterer Kapillaren. Denn auch beim Gesunden finden wir immer einen Anteil von durch den Blutzucker verändertem Eiweiß. Diesen Anteil messen wir als HbA1c-Wert. 

  • Ein idealer HbA1c-Wert ist kleiner als 5%. 

  • Ein normaler HbA1c-Wert beträgt bis 5,6%. 

  • Ein HbA1c im Graubereich beträgt 5,7% - 6,4%

  • Der HbA1c-Wert eines gut eingestellten Diabetikers beträgt bis 6.5%. 

  • Über 7% sollte der HbA1c-Wert beim Diabetiker nie liegen, weil mit jedem Prozent Erhöhung die Gefahr von Gefäßschäden und Gefäßunfällen zunimmt.

Sterben zu viele der feinen Kapillaren und ihrer sie umgebenden Zellen ab, leidet das ganze Organ: es kommt zu bleibenden Schäden besonders an Gehirn und Nerven, den Augen, Herz und Nieren! 

1. Essensumstellung 
Die Beilage zum Hauptgericht machen und das Hauptgericht zur Beilage!
Stichwort "das tägliche Essen jetzt mit normalisiertem Fett- und Fasergehalt"! 
Möglichst wenig "schnelle" Kohlehydrate (Zucker, Honig, Limonaden wie Coca-Cola, Fanta, ausgemahlene Weißmehle und [heisse] Kartoffeln), dafür 5x am Tag Gemüse und Früchte, Nüsse, Eiweiß (Milchprodukte, Fisch und mageres Fleisch).  
Beispiel: 3x Gemüse (morgens eine Tomate und eine Gurke, mittags Hülsenfrüchte, Kohl, Lauch, den beliebten Salat o.ä., abends noch einmal, was der Garten gerade hergibt. Dazu 2x am Tag ein Apfel oder eine Orange.

2. Bewegung 
2x täglich, d.h. früh und abends eine Stunde lang rasch gehen, wandern (walking), Fahrrad fahren oder joggen ist ideal, im Winter Skilanglauf: Ihnen muss richtig warm werden, Sie dürfen ruhig etwas schwitzen. So vermeiden sie frühzeitige Aderschäden. Stichwort "jede Dauersportart verringert Aderschäden" 
Vor Beginn eines Trainingsprogramms sollten Sie sich ärztlich untersuchen lassen - es soll ja nichts passieren!
Wer schlecht zu Fuß ist, kann schwimmen, radfahren oder rudern.
Menschen mit bereits eingetretenen Erkrankungen an Herz, Niere, Augen oder Folgeschäden an den Nerven (Polyneuropathie) dürfen sich nicht mehr zu sehr anstrengen. Nach der Untersuchung beim Arzt sind aber Wandern, Radfahren oder Schwimmen erlaubt.

Vergessen Sie nicht vor dem Sport Ihren Blutzucker zu messen. Bei Blutzuckerwerten unter 100 mg% empfehle ich Ihnen einen kleinen Imbiß. Bei Blutzuckerwerten über 270 mg% besteht Sportverbot! 

3. Selbstkontrolle - Gewicht
Je weniger Kilos, desto weniger Insulin braucht Ihr Körper "Stichwort: das körpereigene Insulin reicht wieder aus!" 5 Kilo Gewichtsreduktion bewirken oft Wunder! 
Urinzucker 2 Stunden nach dem Frühstück: wenn sich der Teststreifen verfärbt, war der Blutzucker nach dem Frühstück zu hoch. Denn er hat dann den Wert von 160-180mg% überschritten. Stichwort "Zuckerkrankheit dringend besser einstellen, sonst "rosten" Ihre Adern zu rasch." Der Teststreifen darf sich nicht verfärben! 
Blutzucker 1,5 - 2 Stunden nach dem Frühstück gemessenen: Zielwert unter 140mg%, dann ist der Zucker gut eingestellt. Stichwort "Blutzucker so normal wie möglich!" 

4. Arztkontrolle 
Alle 3 Wochen, spätestens alle 4 Wochen ärztliche Kontrollen (alle im Folgenden aufgeführten Maßnahmen vermindern die Entzündung in Ihrem Körper, speziell in Ihren Adern. Sie wirken daher direkt gegen die vorzeitige Arteriosklerose, sodass Ihr Körper länger gesund bleiben kann).

  • Körpergewicht: je weniger Kilos, desto weniger Insulin braucht Ihr Körper. Stichwort: "Insulin langt wieder!" 

  • Blutdruck: hoher Blutdruck und erhöhter Blutzucker sind eine Garantie dafür, dass Adern sehr rasch altern und kaputtgehen. Also Stichwort "Blutdruck normalisieren auf 120-130/80!" (100 plus Alter gilt nicht mehr!). 
    Bei gut eingestelltem Blutdruck ist die Zuckerkrankheit weniger "giftig".

  • Blutzucker: 1,5 - 2 Stunden nach dem Frühstück, Zielwert unter 140mg%, so "rosten" die Adern nur langsam. Stichwort "Blutzucker so normal wie möglich!" 

  • Langzeitblutzuckerwert (HbA1c): in Vierteljahresabständen oder größeren Abständen je nach Stoffwechselsituation: Der HbA1c-Wert sagt recht genau, wie viel Eiweiß in den Adern durch den Blutzucker verzuckert (kandiert) wurde. Kommen Sie für diesen Test nüchtern zur Blutentnahme. 
    Der HbA1c-Wert erlaubt also eine Aussage, wie gut der Blutzucker in den letzten 6-8 Wochen eingestellt war! Werte bis 5.6% sind normal. Gut eingestellte Diabetiker haben Normalwerte oder Werte bis 6,5%. Werte über 8% zeigen, dass der Blutzucker deutlich besser eingestellt werden muss, da sonst rasch ernsthafte Aderschäden an Herz, Hirn, Augen und Nieren zu befürchten sind. Ihr persönlicher Zielwert: unter 7% HbA1c! 

  • Blutfette: Hohe Blutfette sind oft ein Zeichen für schlechte Zuckereinstellung. Wie Zucker und hoher Blutdruck schädigen hohe Blutfette das Adersystem. Sie müssen gesenkt werden. Oft genügt ein gut eingestellter Blutzucker, Blutdruck und normales Gewicht nicht, um die Blutfette zu normalisieren. Dann müssen sie medikamentös gesenkt werden! Eine erwünschte Nebenwirkung der Fettsenker (CSE-Hemmer) ist die deutliche Reduktion der Entzündung in den Adern.

5. Tabletten 
Manche Arten der Zuckerkrankheit sprechen gut auf Tabletten an, andere wenig oder überhaupt nicht. Bei einigen Zuckerkranken bringt die Kombination von Tabletten mit Insulin die besten Ergebnisse. Wenn Sie Tabletten zur Zuckerbehandlung einnehmen, nehmen Sie diese bitte genau nach dem Medikamentenplan ein, den Sie von mir erhalten haben. Am besten zu den Hauptmahlzeiten! 
Da Tabletten vom Sulfonylharnstoff-Typ (Glibenclamid, Glimepirid) senken den Blutzuckerspiegel kontinuierlich. So besteht die Gefahr der Unterzuckerung, wenn nicht regelmäßig gegessen wird. 
Die Einhaltung kleiner Zwischenmahlzeiten gegen 10 Uhr, 16 Uhr und vor dem Schlafen kann den Unterzucker verhindern: die Zwischenmahlzeiten sorgen dafür, dass der Blutzucker nicht zu tief absinkt. Sonst käme es vielleicht zu der gefürchteten Unterzuckerung. Tipp: Ein ungezuckerter Joghurt vor dem Schlafen!

Metformin enthaltende Tabletten dagegen führen nicht zum Unterzucker. Metformin hilft den hungernden Zellen, den benötigten Zucker leichter aufzunehmen. Außerdem verbessert Metformin den Leber- und Fettstoffwechsel, mindert den enormen Appetit des Diabetikers und hilft ihm so, sein Gewicht besser zu kontrollieren. Im Gegensatz zur Behandlung mit Sulfonylharnstoffen kann die Behandlung mit Metformin tatsächlich Leben verlängern.   

6. Insulin 
Wenn Sie Insulin spritzen, beachten Sie die folgenden, einfachen Regeln: 

  • Insulin vor dem Aufziehen in die Spritze bzw. beim Insulin-Pen vor dem Spritzen immer zwischen den Händen rollen, um das Insulin in der Flüssigkeit gleichmäßig zu verteilen. Sonst geraten Sie leicht in einen Überzucker oder Unterzucker! 

  • Retard-Insulin etwa 30 Minuten vor dem Essen spritzen, (nicht retardiertes) Normalinsulin 15-20 Minuten vor dem Essen. Da Insulin den Blutzuckerspiegel kontinuierlich senkt, besteht auch hier die Gefahr der Unterzuckerung, wenn nicht regelmäßig gegessen wird. 

  • Die Einhaltung kleiner Zwischenmahlzeiten gegen 10 Uhr, 16 Uhr und vor dem Schlafen kann den Unterzucker verhindern: die Zwischenmahlzeiten sorgen dafür, dass der Blutzucker nicht zu tief absinkt. Sonst käme es vielleicht zu der gefürchteten Unterzuckerung. Zur Nacht empfehle ich wieder einen ungezuckerten Joghurt.

7. Allgemeine Behandlungsziele für die ordentliche Blutzuckereinstellung 
HbA1c < 6.5%
Blutglukose ~ 100mg%, 2 Stunden nach dem Frühstück 
unter 140mg%
Body Mass Index Frauen
(kg/m2 Körperoberfläche)
altersadaptiert < 24 kg (bis maximal 30) 
pro m2 Körperoberfläche 
Body Mass Index Männer
(kg/m2 Körperoberfläche)
altersadaptiert < 25 kg (bis maximal 30) 
pro m2 Körperoberfläche
Neutralfette < 150mg/dl
schützendes HDL-Cholesterin > 46mg%
Blutdruck < 130/80 mmHg


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Urheberrechtlich geschützt © Dr. Michael Groh, Hügelsheim - Letzte Änderung: 18.04.2012

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