Mehr wissen, besser leben: Ihr Hausarzt rät!
Information
zur Mehrfachimpfung der Kleinkinder
(gegen
Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Kinderlähmung, Hämophilus influenzae Typ B
und Hepatitis B)
Diese
Kombinationsimpfung enthält Eiweiß abgetöteter Bakterien und Viren. Sie
hilft dem Körper ihres Kindes, ohne Gefahr einer Erkrankung eigene
Abwehrkräfte zum Schutz gegen diese Erkrankungen zu bilden, bevor der Kontakt
mit lebendigen, die Krankheit hervorrufenden Bakterien und Wildviren
stattfindet.
Kinderlähmung (Poliomyelitis) ist eine Viruserkrankung, bei der
die für die Muskelbewegung zuständigen Nerven im Rückenmark so geschädigt
werden, daß sie absterben. Als Folge bleiben Lähmungen der Arme, der Beine,
des Rumpf zurück. Im schlimmsten Fall kommt es zur Paralyse der
Atemmuskulatur, es droht Erstickung oder lebenslange Beatmung. Die Impfung
gegen Poliomyelitis schützt zuverlässig vor dieser sehr ansteckenden
Viruerkrankung.
Nach dreimaliger Grundimmunisierung muß sie alle 10 Jahre
aufgefrischt werden. Die Impfung erfolgt intramuskulär in den Deltamuskel des
Oberarms, bei Kleinkindern eventuell in den seitlichen Oberschenkel.
Diphtherie ist eine von Bakterien hervorgerufene Erkrankung. Durch die
Bakterien werden Gifte (Toxine) gebildet. Diese Gifte schädigen einerseits
die Schleimhäute, so daß darüber Ablagerungen (Pseudomembranen) entstehen,
wodurch die Atemwege verlegt werden können. Die Gifte können über
Fernwirkung auch das Herz zum Stillstand bringen. Die Diphtherie verbreitet
sich über Tröpfcheninfektion epidemieartig innerhalb der Bevölkerung,
zuletzt in Rußland nach Ende der Sowjetunion.
Die Impfung gegen Diphtherie
schützt zuverlässig gegen diese Erkrankung. Nach der dreimaligen
Grundimmunisierung muß sie alle 10 Jahre aufgefrischt werden. Die Impfung
erfolgt intramuskulär in den Deltamuskel des Oberarms, bei Kleinkindern
eventuell in den seitlichen Oberschenkel.
Tetanus ist eine bakterielle
Infektion z.B. nach Bagatellverletzungen im Garten, Stich- oder Bißwunden. Wieder
kommt es zu einer Toxinbildung durch Bakterien, das Bakteriengift ruft die eigentliche Krankheit
hervor.
Hervorstechendstes Merkmal der einmal ausgebrochenen Erkrankung sind die
Muskelkrämpfe zusammen mit Nerven-Übererregbarkeit. Unbehandelt tritt der
Tod durch Krämpfe der Atemmuskulatur und Atemlähmung ein. Die Behandlung
einer vermuteten Tetanusinfektion muß immer stationär erfolgen. An Tetanus
erkranken in Deutschland hauptsächlich Frauen jenseits der 50er, die nicht wie
z.B. ihre Männer im beruflichen Arbeitsleben standen und deren Tetanusschutz
daher bei Verletzungen nicht routinemäßig aufgefrischt wurde. Die Impfung
gegen Tetanus schützt zuverlässig gegen diese Erkrankung. Nach der
dreimaligen Grundimmunisierung muß sie alle 10 Jahre aufgefrischt werden.
Die Impfung erfolgt intramuskulär in den Deltamuskel des Oberarms, bei
Kleinkindern eventuell in den seitlichen Oberschenkel.
Keuchhusten ist eine
hochansteckende bakterielle Erkrankung der Atemwege, die durch
Tröpfcheninfektion übertragen wird. Als Kinderkrankheit wird sie
bezeichnet, weil sie so ansteckend ist: Praktisch alle Menschen werden schon
im frühen Kindesalter angesteckt. Charakteristisches Zeichen sind lang
anhaltende Hustenattacken mit großen Mengen glasigen Schleims, es kommt durch
den starken Husten zum Erbrechen.
Nach der akuten Krankheitsphase, die
verschiedene, typische Phasen verläuft, husten die Patienten eventuell noch
monatelang, bis sich die übererregbar gewordenen Atemwege wieder beruhigt und
normalisiert haben. Typischerweise ist das erste Kind einer Familie schon im
Kindergarten, steckt sich dort an und infiziert das zweite Kind, das noch im
Säuglingsalter ist.
Die Keuchhusten-Erkrankung ist für Säuglinge
lebensbedrohlich. Auch wenn er wieder gesund ist, gedeiht er oft längere Zeit
danach schlecht.
Hämophilus influenzae Typ B (HIB) ist ein Bakterium, das
viele verschiede Erkankungen verursachen kann: Hirnhautentzündung
(Sterblichkeit 5%, bleibende Dauerschäden nach Gesundung 35%),
Kehldeckel-Entzündung mit Gefahr der Erstickung (Sterblichkeit bis 25%),
Blutvergiftung (Sepsis; bis 10% der Erkrankungen), Mittelohrentzündung (5-10%
der Erkrankungen), eitrige Gelenk- und Knochenentzündung, Lungenentzündung,
Herzbeutelentzündung.
Seit Einführung der Impfung gegen Hämophilus influenzae B sind die durch dieses Bakterium hervorgerufenen Erkrankungen
sehr selten geworden.
Hepatitis B ist eine durch Virusinfektion hervorgerufene
Gelbsucht. Sie wird mit Blut, Speichel, Samenflüssigkeit und andere
Körpersäfte vom Infizierten auf Nichtinfizierte übertragen. Früher geschah
die Übertragung überwiegend durch infizierte Spritzen und nicht ausreichend
kontrollierte Blutprodukte im medizinischen Bereich. Gerade auch bei Heroinkonsum mit
Nadel- und Spritzentausch.
Heute wird die Hepatitis B in über der Hälfte der
Fälle durch Geschlechtsverkehr übertragen.
Bei der Geburt und später im
engen familiären Kontakt erfolgt die Infektion der Neugeborenen sehr leicht,
z.B. durch Mundfütterung (Mutter/Vater/Geschwister kauen das Essen vor). Im
Kindersalter verläuft die Krankheit leicht, fast unbemerkt. Die typische
Gelbfärbung der Augen und der Haut kann bei Kindern so schwach sein, daß sie
nicht bemerkt wird. Trotzdem heilt die Hepatitis B auch bei Kindern oft nicht
aus, sondern geht in ein chronisches Stadium über. Genauer:
-
Etwa 1 Prozent
der an Hepatitis B Erkrankten stirbt während der akuten Phase.
-
Bei weiteren
ca. 10 Prozent geht die akute Phase in eine chronische Phase mit
unterschiedlich starker Entzündungsaktivität über. Hier wird der Körper
des Erkrankten mit dem Virus nicht fertig, es kommt es zum Dauerkampf
zwischen Körperabwehr und Virus. Dadurch entstehen Leberschäden bis zu
Leberzirrhose und sogar Leberkrebs.
Die chronisch Infizierten sind wiederum
Ansteckungsquelle für weitere Nichtinfizierte in ihrer Umgebung. In
Deutschland finden wir 3 bis 8 Hepatitis-B-Infizierte auf 1000 Einwohner, im
tropischen Ausland (z.B. Asien, Afrika) ist der Prozentsatz deutlich höher.
Die möglichst frühe Impfung schützt die Kinder und später die
geschlechtsreifen Jugendlichen und Erwachsenen vor dieser Erkrankung.
Zur
Sicherheit
Bitte informieren Sie mich unbedingt, wenn nach früheren Impfungen
bei Ihrem Kind Unverträglichkeitsreaktionen oder Allergien aufgetreten sind,
z.B. auf Neomycin, Streptomycin oder Polymyxin B.
Bitte informieren Sie mich
auch,
-
wenn bei Ihrem Kind in letzter Zeit gesundheitliche Störungen
aufgetreten sind., denn ich muß entscheiden, ob Ihr Kind trotzdem geimpft
werden kann
-
wenn Ihr Kind gegenwärtig andere Medikamente einnimmt oder in
den letzten 4 Wochen andere Impfungen erhalten hat
-
wenn Ihr Kind unter
einer Blutgerinnungsstörung (z.B. Verlängerung der Blutgerinnungszeit oder
Blutplättchenmangel) leidet
-
wenn Ihr Kind nach einer früheren Impfung mit
einem Impfstoff gegen Kinderlähmung, Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, HIB
oder Hepatitis B folgende Beschwerden hatten:
- Temperaturerhöhung auf über
40°C innerhalb von 48 Stunden nach der Impfung
- Kollaps oder Kreislaufschock
innerhalb von 48 Stunden nach der Impfung
- Wenn Ihr Kind innerhalb 48 Stunden
nach der Impfung gekrampft hat (mit oder ohne Fieber)
- Wenn Ihr Kind als
Folge einer früheren Impfung gegen Keuchhusten eine Hirnschädigung erlitten
hat
- Wenn Ihr Kind innerhalb von 48 Stunden nach einer Impfung anhaltend 3
Stunden oder mehr geschrien hat
Wenn Ihr Kind derzeit eine Infektionskrankheit
mit hohem Fieber hat, soll es nicht geimpft werden. Der Impftermin muß
verschoben werden.
Mögliche Nebenwirkungen der Impfung
Wie bei anderen
Impfungen kann Ihr Kind in den ersten 48 Stunden nach der Impfung an der
Einstichstelle leichte Schmerzen spüren. Auch eine meist innerhalb von 2
Tagen vorübergehende Rötung, Schwellung und Verhärtung an der
Injektionsstelle ist möglich.
Erkältungsähnliche Symptome wie
Unwohlsein, Mattigkeit, Kopfweh oder Fieber können nach der Impfung
auftreten. Selten beobachtet man Schwitzen, Muskel- oder Gelenkschmerzen,
Juckreiz an der Injektionsstelle und geschwollene Drüsen im Halsbereich.
Diese Symptome können, müssen aber nicht im Zusammenhang mit der Impfung
stehen.
Ganz selten treten, wie auch bei der Impfung mit allen anderen
Impfstoffen, schwerer wiegende allergische Reaktionen (erschwertes Atmen,
Schluckstörung, juckender Hautausschlag an Händen und Füßen, Schwellungen
an Augen oder im Gesicht, Kreislaufkollaps, Krampfanfälle). Solche Reaktionen
zeigen sich meist sofort, also noch in der Arztpraxis.
Sollten irgendwelche
Symptome, die Ihnen bedrohlich erscheinen, nach Verlassen meiner Praxis
auftreten, bitte ich Sie, mit Ihrem Kind sofort wieder zu kommen oder eine
andere Arztpraxis aufzusuchen.
Ein aufgetauchter Verdacht, der in Presse und
Fernsehen breit diskutiert wurde, daß nämlich ein
ursächlicher Zusammenhang zwischen Todesfällen von Kleinkindern und dieser
Sechsfachimpfung bestünde, konnte durch umfangreiche Untersuchungen nicht bestätigt
werden, teilte das Europäische Committee for Proprietary Medicinal Products (PMP)
im vergangenen Jahr mit, nachdem das Paul-Ehrlich-Institut seine
Untersuchungen 2003 abgeschlossen und veröffentlicht hatte. Trotzdem hatte
die Wochenzeitschrift "Focus" auch im Jahr 2004 noch einmal über den 2003
aufgetauchten Verdacht berichtet.
Bitte beachten Sie, daß Nebenwirkungen
insgesamt sehr selten sind. Sie können vor allem auftreten, wenn trotz
aktueller Gesundheitsstörungen geimpft wird! In meiner umfangreichen
Impfpraxis habe ich bei dieser Impfung bisher nie schwere Nebenwirkungen
erlebt.
Bitte sprechen Sie mich an, wenn Sie Fragen haben.
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