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Für meine Patienten mit Schuppenflechte

Krankheitsbeschreibung  
Die Psoriasis oder Schuppenflechte ist eine der häufigsten erblichen Hauterkrankungen. Ihr Verlauf ist unterschiedlich: über viele Jahre können Hauterscheinungen fehlen, ebenso können auch über viele Jahre Hauterscheinungen dauerhaft bestehen, eventuell mit nur gelegentlichen Unterbrechungen. Manchmal existiert auch nur ein einzelner Schuppenherd.  

Man findet auf der Haut scharf begrenzte Herde mit entzündungsbedingter Rötung und der typischen silbrig-glänzenden Schuppung. Psoriasis findet man häufig an der behaarten Kopfhaut, an den Ellenbeugen und Knien (Streckseite), am Steißbein, in der Lendengegend und in oder über der Gesäßfalte.  
Hautstellen, die mechanischer Belastung wie Druck, Stoß, Reibung (Kratzen!) oder Zug ausgesetzt sind, sind bevorzugt befallen. Erhebliche mechanische Hautbelastung kann der Auslöser einer bis dahin verborgenen Schuppenflechte sein. 
Aber auch allgemeine Belastungen des Körpers wie Infektionskrankheiten (Grippe, Masern, Scharlach), Schwangerschaft, Hunger oder einfach vermehrter seelischer Stress können eine bisher verborgene Schuppenflechte aktivieren. 

Entscheidend für den Ausbruch ist die individuelle Bereitschaft des Patienten, eine Psoriasis überhaupt zu entwickeln.  Direkte Ursachen, die eine noch schlummernde Schuppenflechte zum Ausbruch bringen können, fand man bisher nicht. Es ist aber sicher, dass immer eine erbliche Veranlagung vorhanden ist:  

  • Kinder, die nur einen Elternteil mit Psoriasis haben, erkranken zu 30%. Kinder, bei denen beide Eltern Psoriasis haben, erkranken zu 60%. Eineiige Zwillinge erkranken zu 90%. Es wird nicht die Schuppenflechte selbst weiter vererbt, sondern nur die Bereitschaft, sie bekommen zu können.  

  • Eine Geschlechterbevorzugung gibt es nicht, es erkranken genauso viele Frauen wie Männer.  

  • Grundsätzlich ist der Erkrankungsbeginn in jedem Alter möglich. Meist liegt er jedoch im 2. bis 3. Lebensjahrzehnt.  

  • In tropischen und subtropischen Klimazonen ist die Psoriasis bekannt, kommt dort aber nur selten vor. 

  • Während der Weltkriege wurde auch in Deutschland Psoriasis so gut wie nicht beobachtet. Damit liegt ein Zusammenhang zwischen Wohlstandsleben und Auftreten von Psoriasis nahe. 

  • Ein direkter Zusammenhang zu Störungen des Eiweiß-, Kohlehydrat- oder Fettstoffwechsels konnte bisher aber nicht beobachtet werden. 

Krankheitszeichen  
Wir finden verschieden große, gerötete, schuppende, scharf begrenzte Herde. Unter dem Mikroskop ist die Oberhaut sechs- bis achtfach verdickt. 
Bei 20 bis 50% der Patienten sind auch die Nägel beteiligt, man findet sogenannte Tüpfelnägel oder Ölflecknägel. Manchmal wird der befallene Nagel vom Schuppenflechtenherd regelrecht von der Unterlage abgehoben, darunter befindet sich - sehr ähnlich wie bei einem Nagelpilz - eine krümelige Hornmasse. 
Bei 5 bis 7% der Patienten entwickeln sich auch entzündliche Gelenkveränderungen.  

Behandlung  
Die Schuppenflechte kann entweder unter Behandlung oder auch spontan ohne Behandlung abheilen. Man soll aber nie von einer totalen Heilung sprechen, da die Krankheit immer wieder ausbrechen kann: je nach Veranlagung und Belastung des Körpers früher, später oder nie. Eine Verhütung oder Verhinderung des erneuten Ausbruchs (Rezidiv) gibt es bisher nicht. 

Bei Veranlagung zu Psoriasis wird empfohlen, Provokationen wie stärkere Gewichtsabnahme, drastische Diäten, vermeidbare seelische Belastungen, unangenehme körperliche Streßsituationen (Disstress) und naßkaltes Wetter meiden - soweit das überhaupt möglich ist. 

Schweißtreibende sportliche Aktivitäten hingegen können nach neuesten Erkenntnissen neuen Psoriasisschüben eher vorbeugen.  Den Urlaub sollte man möglichst in warmen Gegenden mit viel Meer und Sonne verbringen.  

Die Behandlung erfolgt in verschiedenen Schritten, die ich mit Ihnen je nach Aktivität der Erkrankung auswähle. Es existiert eine innerliche und eine äußerliche Behandlung. 

  • Ein vorhandenes Vitamin-A-Defizit muß zu Beginn beseitigt werden.  

  • Örtlich wird hauptsächlich Salizylsäure zur Entschuppung und Dithranol (Cignolin) zur Verminderung der überschießenden Hautzellproduktion eingesetzt, oft beides in Kombination. Nachteilig ist dabei das Verfärben von Haut, Wäsche und eventuell Haaren durch Dithranol, auch ein eventuell auftretender Juckreiz. 

  • Unterstützt wird die Therapie durch Teerpräparate. Diese sind schon lange für ihre antipsoriatische Wirkung bekannt und gern benutzt. 

  • Unterstützend wirken Ölbäder, Teerölbäder, Fumarsäurebäder, Salzbäder und UV-Bestrahlungen. 

  • In sehr aktiven Fällen wird man äußerlich kurzfristig Kortisonabkömmlinge einsetzen.  

  • In sehr schweren Fällen, bei denen auch die Gelenke durch die Schuppenflechte befallen werden (Psoriasisarthritis), hilft eine Therapie mit Methotrexat (MTX). Diese Therapie erfordert häufig wiederkehrende Blutkontrollen. 
    Therapien mit monoklonalen Antikörpern wie Efalizumab sind noch weitgehend experimentell und gehören bisher nicht zur Standardtherapie.

Behandlung mit Fumarsäure  
Je nach Aktivität kann gleich zu Beginn oder erst später eine innerlich Therapie mit Fumarsäure versucht werden. Diese Therapie hat den Vorteil, daß die Hauterscheinungen allmählich verschwinden. Oft bleibt nur ein kleiner "Erinnerungsfleck" an irgendeiner Körperstelle zurück, der zeigt, daß die Psoriasis in Wirklichkeit noch aktiv ist. Besonders vorteilhaft ist, daß mit der Fumarsäuretherapie im Fall einer Gelenksbeteiligung auch die Gelenkzerstörung gebremst werden kann. 

Fumarsäure kommt in jeder Zelle von Natur aus vor. Ihre Aufgabe im Zellstoffwechsel besteht in der Beteiligung am Energiegewinnungsprozeß. Durch erfahrungsheilkundlich orientierte Ärzte wurde die Fumarsäure in die Behandlung der Schuppenflechte eingeführt. 
Als Pionier gilt Dr. Schäfer, selbst Psoriatiker (er hat im Februar 2000 wegen seiner Verdienste um die Einführung der Fumarsäuretherapie das Bundesverdienstkreuz bekommen).  

In kundiger Hand ist die Fumarsäuretherapie ein brauchbares Mittel zur Behandlung der Schuppenflechte. Von schulmedizinischer Seite wurde sie lange angefeindet, weil sie - falsch und aggressiv eingesetzt - Schaden statt Nutzen anrichten kann. Inzwischen ist diese Behandlung offiziell zugelassen und wird von Ihrer Krankenkasse bezahlt.  

Ich habe in vielen Jahren der Behandlung meiner Patienten nie irgendwelche Besonderheiten erlebt. Daher kann ich diese Methode uneingeschränkt empfehlen. Laborkontrollen sind dabei selbstverständlich, anfangs häufig, später etwas seltener. 
Die Einnahme von Fumarsäureester kann möglicherweise (!) die Entwicklung einer PML (Progressive Multifokale Leukencephalopathie) begünstigen (4 Fallberichten im New England Journal of Medicine (2013, 368: 1657-1661).
Die PML ist eine Viruserkrankung, die fast ausschließlich bei abwehrgeschwächten Patienten auftritt.

 Eine Klimatherapie ist empfehlenswert: Salzwasser wirkt entschuppend, das Salz auf der Haut verstärkt die Wirkung der UV-Strahlung der Sonne.  Eine Badekur sollte etwa 4 bis 6 Wochen dauern, zum Beispiel im Sommer an der Nordsee, am Mittelmeer oder eventuell am toten Meer. Salzbäder können auch zu Hause in der Badewanne mit Haushaltssalz durchgeführt werden (1 Päckchen - 250g auf eine volle Badewanne), zum Beispiel mit einem Ölbad als Badezusatz.  Dabei aber auch an die Abwasserbelastung durch das Salz denken!  

"Geteiltes Leid ist halbes Leid", unter diesem Motto helfen und informieren sich Patienten mit Schuppenflechte gegenseitig. Sie geben sich Tipps zur Behandlung und zur Ernährung. Versuchen Sie es doch einfach mal unter http://www.psoaktuell.com/

Bitte sprechen Sie mich an, wenn Sie Fragen haben.

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Urheberrechtlich geschützt © Dr. Michael Groh, Hügelsheim - Letzte Änderung: 07.04.2016

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