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Endogenes
Ekzem / Neurodermitis
Das endogene
Ekzem bezeichnet man auch als Neurodermitis oder atopische Dermatitis.
Man findet das endogene Ekzem häufig in Gesellschaft mit Allergien und/oder
Asthma (sogenanntes Atopiesyndrom).
Definition:
Eine entzündliche Hauterkrankung mit mehr oder weniger starke Trockenheit der
Haut und Juckreiz. Am häufigsten betroffen sind die Gelenkbeugen
(Handgelenke, Ellbeugen, Kniekehlen), Hand- und Fußrücken, Gesicht und
Hals.
Die Ausprägung der Hautveränderungen kann minimal (nur trockene Haut, wenig
oder kaum Juckreiz) oder maximal sein, dazwischen gibt es alle
Ausprägungen.
Ursachen:
Genaue Ursachen der Neurodermitis sind unbekannt. Genetische Veranlagung zum
Atopiesyndrom von Seiten eines, besonders aber von Seiten beider Elternteile
ist ein wichtiger Risikofaktor: Allergie und Asthma sind in
Neurodermitikerfamilien häufig. Einzelkinder leiden dabei häufiger unter
Neurodermitis als Kinder aus kinderreichen Familien.
Man
findet Neurodermitis vor allem in Familien mit besserer Ausbildung und/oder
höheren Hygienestandards. Früher, intensiver Kontakt mit Krankheitserregern
bei Fehlen übermäßiger Hygiene scheint den Ausbruch einer Neurodermitis zu
behindern. So sind Kinder auf Bauernhöfen, die frühzeitig mit Stall- und
Feldkeimen in Kontakt kommen, seltener vom Atopiesyndrom betroffen. Also keine
Seifenorgien! Es gilt: Mehr Wasser, weniger Seife!
Vermeidung
der Entwicklung einer Neurodermitis:
Kinder aus belasteten Familien sollten nach Möglichkeit schon im Mutterleib
vor Neurodermitis geschützt werden:
-
Nehmen Schwangere aus Neurodermitikerfamilien
täglich Darmfloraverbesserer wie Präparate von Lactobacillus GG
während 2-4 Wochen vor der erwarteten Geburt ein sowie als stillende
Mütter bis zum 6. Lebensmonat des Säuglings, vermindert dies das
Erkrankungsrisiko des Kindes.
Stillt die Mutter vorzeitig ab, kann das Medikament dem Kind auch direkt
ins Fläschchen gegeben werden.
-
Keine großzügigen Antibiotikumgaben! Denn
wird im ersten Lebensjahr des Säuglings ein Antibiotikum gegeben, so
erhöht sich durch die antibiotische Behandlung sein Allergie- und
Atopierisiko. Ein Antibiotikum also nur, wenn es aufgrund des
Krankheitsbilds wirklich indiziert ist.
-
Vermeidung von Zigarettenrauch in der
Schwangerschaft (Aktiv- und Passivrauchen) und später in der Wohnung des
Säuglings/Kleinkinds kann Neurodermitis wirksame verhindern.
-
Wenn Schwangere bzw. Stillende selten starke
Allergene wie Nüsse, Fisch und Eier essen, ist auch dies
vorteilhaft. Eine bewährte Verhütungsmaßnahme nach der Geburt des
Kindes ist reine Muttermilchernährung in den ersten 6 Monaten, wobei die
Mutter sich selbst allergenarm ernähren muß.
-
Wenn Sie nicht stillen können, vermeiden Sie
Kuhmilch, geben Sie nach der reinen Milchphase "eintönige"
Kost: d.h. Zufüttern nur weniger Gemüsesorten, z.B. nur gekochte
Karotten oder nur Bananen frühestens ab dem 4. Monat. Vermeiden Sie
"abwechslungsreichen" Kost, bis zur Stabilisierung des
kindlichen Abwehrsystems mit etwa vollendetem 1. Lebensjahr.
Behandlung und Pflege:
Lokale Ursache der Neurodermitis ist die mangelnde Fähigkeit der Haut,
Entzündungen zu bremsen. Juckreiz kann als unterschwelliger
Entzündungsschmerz verstanden werden, Hauttrockenheit als Folge der
Entzündung. Da die Haut den schützenden Feuchtigkeits- und Fettfilm nur
unter Mühen aufbauen kann, muß er von außen aufgetragen werden.
Auch wenn keine Ekzemstellen sichtbar sind, ist das mehrmals tägliche
Auftragen fett- und feuchtigkeitshaltiger, sogenannter Wasser-in-Öl-Cremes
notwendig. Damit bleibt die Haut geschmeidig, Juckreiz wird
vermindert.
Häufiges Duschen, mehr noch häufiges Baden trocknet die Haut aus, denn es
wäscht wertvolle, vor Hautkrankheiten schützende, körpereigene Fette
und Peptide ab.
Oft bewirkt eine wöchentlich einmalige Dusche, mit nur mäßig warmem Wasser,
bei Kindern einen günstigen Effekt auf die Neurodermitis. - Heißes Wasser
und Seife verwenden Sie ja, um Teller und Töpfe zu entfetten, zu reinigen. Denselben
"Spüli-Effekt" haben Sie auch, wenn Sie baden oder duschen. -
Vermeiden Sie daher zuviel Seife und zu warmes Wasser, die Wassertemperatur
sollte 38°C nie überschreiten: heißes Wasser entfettet stärker als warmes
Wasser.
-
Tipp Kleopatra-Bad: 1 Eßlöffel
Babyöl in 1 Glas Milch. Schütteln, bis die Lösung emulgiert ist. Am
Ende des Bades noch einmal kurz aufschütteln, Emulsion ins Badewasser
geben, im Wasser verteilen, dann sich aus der Badewanne erheben: Der
Ölfilm legt sich überall auf die Haut und übt seine hautpflegende
Wirkung aus. Haut danach nur abtupfen!
Beim Duschen kann man natürlich auch andere,
teuer gekaufte Ölbadezusätze verwenden: die angefeuchtete Haut nach der
Reinigung mit Öl einreiben, kurz abbrausen, flüchtig abtrocknen und sich
wieder anziehen.
-
Nochmal: Vorsicht mit Seifen! Haarshampoos
und Kosmetika haben bis zu 200 verschiedene Inhaltsstoffe - die Entstehung
einer Allergie wird wahrscheinlicher.
-
Benutzen Sie medizinische Cremes oder kaum
allergisierende Creme bzw. Lotio wie z.B. Nivea. Nach dem Duschen, Baden,
Waschen Haut immer eincremen.
Viele Neurodermitiker empfinden auf Ihrer Haut
"Sport-Funktionsunterwäsche", Baumwolle oder Seide als angenehm.
Diese Gewebe sind locker, luftdurchlässig und haben eine glatte
Oberfläche. In anderen Synthetikgeweben neigt man dagegen zu stärkerem
Schwitzen. Schwitzen reizt die Haut und ruft Juckreiz hervor!
Wolle kratzt und irritiert die Haut, daher Wolle meiden! Nie
Weichspüler verwenden, die Inhaltsstoffe reizen die Haut und allergisieren
leicht.
Omas Tipp: in den vorletzten Spülgang der Waschmaschine einen Schuß Essig
geben.
Was kann man im Notfall tun?
Bei akuter Verschlechterung mit starkem Juckreiz kann man eine Kanne schwarzen
Tee aufbrühen, 5 Minuten ziehen, dann abkühlen lassen, bis er lauwarm ist.
In Tee getränkte saubere Baumwolltücher auf die betroffenen Hautstellen
auflegen, 10-20 Minuten einwirken lassen, zwischendurch wieder benetzen.
Hinterher eincremen.
Ernährung
Manchmal kann man die Verschlechterung des Hautzustands in Zusammenhang mit
dem Genuß bestimmter Nahrungsmittel bringen. Besonders bei Kleinkindern
machen Nahrungsmittel 90% der Allergien aus.
Geordnet nach Häufigkeit allergisieren Milch- und Hühnereiweiß, gefolgt
von Soja- und Weizenproteine, Fisch und Erdnüssen. Auch Mandeln und
andere Nußprodukte, Schokolade, Zucker, Sellerie, Schweinefett, Pommes frites
und Schmalz, Farbstoffe und Konservierungsmittel, auch Zitrusfrüchte, können
eine Verschlechterung des Hautzustands bewirken: diese Stoffe müssen dann
gemieden werden.
Die Nahrung soll "vollwertig" sein,
d.h. möglichst nicht fabrikmäßig produziert, sondern immer zu Hause frisch
zubereitet. Sie darf nach dem ersten Lebensjahr variiert sein, um
Mangelzustände nicht entstehen zu lassen.
Ganz wichtig ist die tägliche "innere
Befeuchtung" durch Aufnahme von 2 bis 2,5 Litern Flüssigkeit pro Tag:
Tee und Wasser sind günstig. Mineralwässer sollen wegen ihres oft hohen
Salzgehalts nicht zu häufig getrunken werden.
Klimafaktoren
Steigende Temperaturen, steigender Luftdruck, zunehmende Sonnenscheindauer und
zunehmende Windgeschwindigkeit vermindern den Juckreiz. Erhöhte relative
Luftfeuchtigkeit und Schneefall dagegen verschlimmern den
Hautzustand.
Lebensweise
Hobbys, Tätigkeiten, die Spaß und Freude machen, sollen
selbstverständlicher Teil des Lebens sein und bleiben. Gezielte Entspannung
durch Yoga oder autogenes Training können hilfreich sein.
Schweißtreibende sportliche Aktivitäten können nach neuesten Erkenntnissen
neuen Ausbrüchen des endogenen Ekzems eher vorbeugen.
Lassen Sie sich durch angebliche Notwendigkeiten
nicht immer rascher und verbissener vorwärts treiben. Der Zeitgeist
suggeriert uns, jeder müsse alles können, alles auf einmal bewältigen,
jeder müsse immer fit sein und immer in Form. Das ist unmenschlich im
wahrsten Sinn des Wortes!
Bitte sprechen Sie mich an, wenn Sie Fragen haben.
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