Mehr wissen, besser leben: Ihr Hausarzt rät!
Gesund
essen lernen
Im Jahr 2002 zeigte sich
bei Untersuchungen von Kindern vor der Einschulung, daß hier in Deutschland
jeder fünfte Erstklässler nicht wirklich gesund ist. Die Untersucher
fanden Übergewicht, Haltungsschäden durch schwach ausgebildete Muskulatur
bei mangelnde körperliche Aktivität, Sehstörungen und
Verhaltensstörungen.
Als wichtiger
Risikofaktor des Übergewichts wird die unvernünftige Ernährung von Kindern
genannt. Hier können Eltern durch ihr kluges Beispiel und durch bedachte
Auswahl der zu Hause gebräuchlichen Lebensmittel viel Gutes bewirken und
spätere Gesundheitsschäden Ihrer Kindern vermeiden!
Aber
- wie soll das gehen? Kinder sind bei der Nahrungsauswahl meist konservativ.
Sie mögen bestimmtes Essen, was ihnen schmeckt, anderes lehnen sie
entschieden ab. Die Vorliebe für Süßes bei Jung und Alt rührt
wahrscheinlich von der süßen Muttermilch her, der ersten
Geschmackserfahrung, die ein neuer Erdenbürger macht. Vielleicht auch daher,
daß die in der Natur vorkommende süße Nahrung praktisch nie giftig ist.
Süßes gibt zudem recht schnell Energie, denn weißer oder brauner
Haushaltszucker wird im Darm leicht in Traubenzucker gespalten und dann rasch
dem Körper zur Verfügung gestellt.
Daß
aber auch gesundes Gemüse lecker schmecken kann, will gelernt sein. Erst
größere Kindern essen lecker zubereitete Gemüse mit Genuß.
Wichtig ist dabei das elterliche Beispiel. Sie wissen ja: Kinder tun nie, was
die Eltern sagen! Sie ahmen aber alles nach, was ihre Eltern tun! Ist für die
Eltern "Fleisch s´beschte Gmüs" (Fleisch das beste Gemüse), wie
man hier bei uns in Baden sagt , kann nicht erwartet werden, daß ihre Kinder
begeisterte Gemüse-Anhänger werden. Essen die Eltern nur am Stehimbiß oder
bei einer Fastfood-Kette wie McDonalds, werden ihre Kinder dies natürlich
als Erwachsene auch so machen.
Was aber,
wenn die lieben Eltern mit gutem, ja mit bestem Beispiel vorangehen, das Kind
aber partout nichts vom noch so lecker zubereitete Gemüse essen will?
Hilfreich ist hier die häusliche Regel, daß ein Kind ein, allerhöchstens 2
Sachen nicht mögen darf: Das kann z.B. die frische Tomate sein, der Spinat
oder der für den zarten Kindergaumen bitter schmeckende Rosenkohl.
Von
allem anderen aber müssen sie - ja, liebevoll, aber sie müssen!! - zumindest
ein Stückchen, ein Blättchen, ein Teilchen probieren!
Das
hat
-
1. den Vorteil, daß Kinder verschiedene
Geschmacksvariationen kennenlernen können und später wahrscheinlich auch
schätzen lernen. Merke: was sie nie essen, können sie nie kennenlernen!
-
2. den Vorteil, daß Kinder lernen: es gibt
Dinge, da muß ich durch, auch wenn´s mir nicht paßt. So lernt das Kind
rechtzeitig, später andere, größere Frustrationen zu ertragen, ohne
gleich neurotisch zu werden.
Erziehung bedeutet ja, unsere Kinder im
geschützten, liebevollem Rahmen auf die harte Erwachsenenwelt vorzubereiten.
Das eben Gesagte gilt natürlich genauso für Medikamente, etwa für die
ungeliebten Nasentropfen oder auch für Medizinsäfte.
Entscheidend für den Erfolg jeder elterlichen
Erziehungsbemühung ist, daß Vater oder Mutter selbst hinter dem stehen, was
sie zu tun beabsichtigen! Erst dann kann dem Kind eindeutig und eindrücklich
die elterliche Botschaft vermittelt werden: "Es ist mir ernst mit dem,
was ich dir sage. Ich meine das tatsächlich so!"
Das muß überhaupt nicht mit Worten sein.
Wichtiger ist die Körpersprache, die versteht jedes Kleinkind unmittelbar.
Sind sich Eltern hinsichtlich ihrer Forderungen oder des Sinns empfohlener
Maßnahmen unsicher oder nicht klar in dem, was sie selbst wollen
-
"Darf ich von meinem Kind etwas so
direkt fordern?
-
Bin ich dann autoritär?
-
Schade ich meinem Kind mit so autoritärem
Getue?
-
Ist das Ganze überhaupt wichtig genug, um
einen Konflikt mit dem Kind zu riskieren?"
dann wird diese Botschaft "Ich bin mir
selbst unsicher" dem Kind über die Körpersprache unmittelbar
mitgeteilt.
Läuft dann die elterliche Botschaft dem Willen des Kindes zuwider, dann wird
das Kind die herausgespürte Unsicherheit schamlos ausnutzen und mit allen
Mitteln versuchen, den elterlichen Vorsatz im Keim zu ersticken.
So einfach ist das! Sind Eltern öfter unsicher,
unschlüssig und ängstlich in ihrem Erziehungsverhalten, wird jedes Kind in
kurzer Zeit machen, was es will. Es wird bei jedem Versuch, ihm die
Entscheidungsmöglichkeit zu nehmen, sofort energisch und penetrant
protestieren, bis es schließlich seinen Willen erreicht hat.
Buchtipp:
Simon Brett Wie ich meinen Eltern den letzten Nerv raubte (Enthüllungen
eines Säuglings), erschienen im Knaur-Verlag, Kosten 6,90 €, ISBN
3-426-72204-6
Bitte sprechen Sie mich an, wenn Sie Fragen haben.
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