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Volksleiden Hämorrhoiden

Der Magen-Darmkanal wird an seinem Ende durch einen inneren und äußeren Schließmuskel fest verschlossen. Kinder können erst etwa ab dem 3. zum 4. Lebensjahr den äußeren Schließmuskel beeinflussen, der innere Schließmuskel ist auch bei Erwachsenen mit dem Willen nicht beeinflußbar. 
Trotz gut funktionierender Schließmuskeln wären wir an unserem unteren Ende ständig feucht, gäbe es da nicht im Enddarm gleich oberhalb des Afters 3 große, mit Blut gefüllte Polster. Sie pressen sich gegeneinander und schließen so den Darm nach unten zu luftdicht und wasserdicht ab. 
Übrigens ist der Enddarm, in dem die Hämorrhoiden sitzen, völlig gefühllos: man kann den Darm stechen, schneiden oder verbrennen, er protestiert nicht. Nur blähen darf man ihn nicht: dann reagiert er mit Schmerzen und Koliken. Der After dagegen ist, wie jeder weiß, ziemlich schmerzempfindlich. 

Es kommt zu Hämorrhoiden, wenn sich diese Polster durch ständige Stauung und/oder Bindegewebsschwäche verändern, größer werden und entzünden. Typische Hämorrhoidensymptome sind Nässen mit Hautreizung der Afterhaut, mehr oder weniger starke Schmerzen im After, oft auch mit einem lästigen innerlichen Brennen und mit Blutungen. 

  • Besonders häufig finden wir Hämorrhoiden bei Schwangeren, bei sitzender Tätigkeit (Verstopfung!), bei starken Essern oder Trinkern, bei Reitern, aber auch beim Darmkrebs. 

  • Deshalb muß jede Blutung aus dem Darm endoskopisch abgeklärt und ein Dickdarmkarzinom ausgeschlossen werden!

  • Die allerwichtigste Maßnahme, um die Entstehung "hinterlistiger" Beschwerden zu vermeiden, ist Abbrausen oder Abwaschen des Afters nach jedem Stuhlgang mit reichlich klarem Wasser. Nach dem Abwaschen/Abbrausen sorgfältiges Trockentupfen. Ggf. Einfetten mit Hirschtalg oder Schweinefett schützt die zarte Haut.

  • Stuhlregulierung, wo nötig, mit natürlichen Mitteln, vor allem aber mit reichlich körperlicher Bewegung ("rennt der Mensch, rennt auch der Darm!")! Sollte es trotzdem nicht klappen: sprechen Sie mich an, es gibt viele Wege nach Rom! 
    Sehr wichtig: Stuhlgang braucht Konzentration und Weile, keinen Druck! 

  • Verwenden Sie so wenig wie möglich Toilettenpapier. Verwenden Sie keine Waschlappen, keine Feuchttüchlein, keine Intimsprays, Cremes etc.! Denn oft sind unangenehme Unverträglichkeitsreaktionen die Folge. Und das in einer so empfindlichen Gegend! 

Salbenbehandlung dient dazu, akute Beschwerden zu lindern! Salbenbehandlung ist aber keine Behandlung der Ursachen. Ursache sind meist unförmig gewordene Hämorrhoidenpolster. Die Therapie besteht darin, sie wieder auf das rechte Maß schrumpfen zu lassen. 
Hämorrhoiden können in frühen Stadien mit Verödung, Abbinden und mit Infrarotlicht behandelt werden. In fortgeschrittenen Stadien wird eine Operation erforderlich. Während man früher nach einer Hämorrhoidenoperation ziemlich viel Schmerzen hatte, kann man heute, durch moderne Operationsmethoden in entsprechend spezialisierten Zentren, die postoperative Phase und die Heilungsphase so gestalten, daß der Patient kaum Beschwerden hat. 

  • Merksatz
    Wie im normalen Leben gilt auch in der Medizin: sinnvoll ist, kleine Schäden frühzeitig zu behandeln, bevor ein großer Schaden daraus entstanden ist! 

Warum Analdehner - und wie ihn benutzen? 
Ich habe Sie wegen Ihrer Afterbeschwerden untersucht. Bei dieser Untersuchung zeigte sich, daß der Darmausgang stark eingeengt ist. Dafür ursächlich ist immer eine erhöhte Schließmuskelspannung (Analsphinkter-Enge). Bleibt der Schließmuskel ständig in diesem zusammengezogenen (kontrahierten) Zustand, kommt es ganz allmählich zur Muskelverkürzung. Dann kann sich der Anus beim Stuhlgang nicht mehr ohne Schmerzen dehnen. Außerdem entstehen örtlich Durchblutungsstörungen, welche die zarte und sehr empfindliche Analhaut einreißen lassen (Analfissur). Dann brennt der Po nach jedem Stuhlgang höllisch etwa eine halbe Stunde lang. 
Wenn dieser Zustand chronisch geworden ist (chronische Analfissur), haben viele Menschen kaum noch Beschwerden. Der Arzt findet dann meistens ein erbsgroßes Geschwür am Darmausgang. Menschen mit chronischer Analfissur bemerken öfter frische Blutauflagerungen auf dem Stuhl: durch den starken Schließmuskeldruck staut sich das Blut in den Aderpolstern, die unseren Darmausgang luft- und wasserdicht abschließen. Die Aderpolster vergrößern und verformen sich dann durch den dauernden Stau zu Hämorrhoiden. Aus denen kann es öfter leicht bluten. 

Wie kann ich nun behandeln? 
Es gilt, den zusammengezogenen Schließmuskel allmählich wieder auf normale Weite aufzudehnen. Dann kann die zarte Analhaut wieder normal durchblutet werden und der Blutstau in den Hämorrhoiden läßt nach. 
Man benutzt dazu den sogenannten Analdehner, den ich Ihnen gezeigt habe.

  • Tragen Sie auf die Spitze des Analdehners etwas von der Ihnen rezeptierten Analsalbe auf. Sie können auch einen 2-3cm langen Strang weißer Vaseline (oder sonst einer weiche Creme) benutzen.

  • Dann schieben Sie den Analdehner mit vorsichtigen Drehbewegungen langsam in den After, und zwar so, daß die Spitze möglichst in Richtung auf das Kreuzbein zeigt, d.h. das Handstück des Analdehners sollte etwas nach vorne geneigt werden. 
    Am besten wird das Instrument bei angezogenen Beinen in Seiten- oder Rückenlage eingeführt. Je nach Enge und Empfindlichkeit des Afterkanals sollte der Dehner vorsichtig unter ständigem Drehen langsam und möglichst vollständig in den Afterkanal vorgeschoben werden.

  • Leichte Schmerzen, evtl. auch geringe Blutungen und kleine Einrisse der Afterhaut sind nicht gefährlich und sollten zur Erlangung des gewünschten Heileffekts anfänglich durchaus in Kauf genommen werden. 
    Eine Verletzung des Afterkanals oder der Schließmuskulatur ist bei sachgerechtem Gebrauch kaum möglich. 

  • Besitzt der Afterkanal normale Weite, so ist es gleich von Anfang an möglich, den Dehner ganz einzuführen, d.h. soweit, daß der verdickte Handgriff dem Aftereingang unmittelbar aufliegt. Ein versehentliches "Verschwinden" des Analdehners im Mastdarm ist bei dieser Vorgehensweise nicht möglich!

  • Nach dem Einbringen des Analdehners soll dieser sollte dieser 2-5 Minuten lang im Wechsel nach links und rechts gedreht werden, dabei ist er immer wieder 1-2cm weit herauszuziehen und anschließend ganz einzuführen. So wird die Salbe in den Anus einmassiert. 

  • Intensives Zusammenkneifen des Schließmuskels während der Prozedur verstärkt den Heilungseffekt erheblich. 

Bei sehr verengtem und empfindlichem After ist es sinnvoll, den Analdehner zunächst nur teilweise einzuführen. Wieder die Salbe unter Drehen einmassieren. Allerdings soll hier der Analdehner täglich öfter, nämlich 2-5x statt 1-2x, benutzt werden. Zusammenkneifen während der Prozedur ist immer erwünscht. 

Bei regelmäßiger und richtiger Anwendung gelingt es von Tag zu Tag besser, den Analdehner leichter und tiefer einzuführen, bis der Analkanal allmählich seine normale Weite und Elastizität wiedererlangt hat. Bei narbig verengtem After mit Schrumpfungsneigung sollte die Behandlung mit dem Analdehner nach der erfolgten Weitung noch über viele Monate fortgesetzt werden, nämlich 1-2x wöchentlich je ca. 2 Minuten. 
Der Analdehner wird nach Gebrauch mit Toilettenpapier und warmem Wasser, eventuell mit Seife, gereinigt. Ein Auskochen ist normalerweise nicht erforderlich. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und rasche Schmerzbefreiung, ein "happy end" sozusagen! 

Bitte sprechen Sie mich an, wenn Sie Fragen haben.

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Urheberrechtlich geschützt © Dr. Michael Groh, Hügelsheim - Letzte Änderung: 18.04.2012

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