Männern ist der Gedanke an eine Hormontherapie unheimlich: Während sich die
Therapie mit Schilddrüsenhormonen seit langem recht gut etabliert hat und
angenommen ist, weckt schon der Gedanke einer Cortisontherapie
Schreckensvorstellungen über Nebenwirkungen: aufgeschwemmtes, rotes
Mondgesicht, Knochenentkalkung und Schwäche.
Beim Gedanken an eine Therapie mit Sexualhormonen denkt Mann und Frau vor
allem an erhöhte Krebsraten. Hier ist genaue Information
hilfreich!
Am besten untersucht und dokumentiert, weil schon viele Jahre etabliert, ist
die Östrogen-Ersatztherapie bei Frauen.
Die Ergebnisse
Ohne Hormontherapie bekommen 45 von 1000
Frauen spontan Brustkrebs.
Nach 15 Jahren Hormontherapie sterben
zusätzlich 12 pro 1000 Frauen mehr an Brustkrebs (gesamt also 57 von
1000)!
Mit Hormontherapie und ohne Ansehen der
Todesursache sterben pro Jahr 2-5/1000 Frauen weniger, d.h. in 15 Jahren
also 30-75/1000 Frauen weniger (die Zahlen 1-3/1000, 2-5/1000 kommen
dadurch zustande, daß mehrere Studien zusammengefasst
wurden!).
Zusammenfassung
Nach 15jähriger Hormontherapie bekommen 12
Frauen pro 1000 einen Brustkrebs durch die Hormontherapie.
30-75 Frauen pro Tausend sterben aber nicht,
gerade weil sie Hormontherapie bekommen.
Wozu haben wir die Sexualhormone?
Sie bewirken in geringsten Mengen beim Embryo die Differenzierung in Mann oder
Frau, später in der Pubertät die körperliche Ausgestaltung und sexuelle
Funktion mit den jeweils typischen männlichen und weiblichen
Merkmalen.
Wußten Sie, daß normale Frauen rein
mengenmäßig mehr männliches Hormon als weibliches haben (Normalwerte
Frauen 60-160 pg/ml Östradiol, aber 300-900pg/ml Testosteron
[=0.3-0.9ng/ml; 1000 Pikogramm = 1 Nanogramm])?
Männer haben eine durchschnittlich 10fach
höhere Testosteronmenge als Frauen, dagegen weniger Östradiol (guter
Östradiolspiegel bei Männern: 30-60ng/ml, Mangel: unter 20ng/ml).
Und: Ein gesunder 40jähriger Mann hat
dreimal mehr Östradiol im Blut als eine gesunde, normale 56jährige
Frau!
Fazit: Es gibt kein typisch männliches
oder typisch weibliches Hormon!
Testosteron
Testosteron baut bei Männern und Frauen
Muskeln auf, vermehrt die Kraft und Ausdauer, läßt Knochen
wachsen.
Testosteron steigert bei Frauen und
Männern die Lust auf Sex - aber nur, wenn es in kleinen Schüben
ausgeschüttet wird.
Zur Besserung der Gliedsteife ist Testosteron
unwirksam!!
Testosteronmangel äußert sich in Abnahme
des Wohlbefindens, der Fähigkeit zu denken und wahrzunehmen, in Abnahme
der sexuellen Aktivität, Abnahme der Blutbildung und Abwehrkraft. Dagegen
nimmt die Fettmasse zu, die Neigung zu Zuckerkrankheit und das Risiko,
Herz-Kreislauf-Krankheiten zu bekommen. Auch Neigung zu Depressionen und
Schlafstörungen nehmen zu.
Testosteron-Spritzen und die in Sportstudios
üblichen Anabolika (=Testosteronabkömmlinge) erzeugen gleichmäßige, zu
hohe Blutspiegel statt den natürlicherweise schwankenden. Daher werden
nur Muskeln aufgebaut, die Hirnzentren aber gehindert, Botschafter zu
schicken, um Hoden und Nebennieren Testosteron in Schüben ausschütten zu
lassen.
Ergebnis: Nix mit mehr Lust! Im Gegenteil!
Testosteron darf als Medikament nur benutzt
werden, wenn die Testosteronspiegel im Körper zu gering sind. Und nur
dann, wenn dadurch krankhafte Zustände auftreten. Beruhigend zu wissen:
insgesamt ist Testosteronmangel sehr selten!
Östrogene
Östrogene wirken wie Dünger.
Sie rufen nach heutigem Wissenstand keinen
Krebs hervor. Sie sorgen im Gegenteil bei Männern und Frauen für die
richtige Ausreifung wachsender, junger Zellen und verhindern dadurch sogar
Krebse.
Sie düngen aber auch bereits entstandene
Krebszellen, so daß diese besser wachsen können!
Östrogene stärken Haut und
Schleimhäute!
Sie schützen die Adern durch Erhöhung des
günstigen HDL-Cholesterinspiegels, verzögern so die Entstehung von
Herzinfarkten, Schlaganfällen und Niereninsuffizienz.
Sie verbessern das schubweise Anfluten von
Botschaftersubstanzen, die ihrerseits wieder Testosteron-Ausschüttung
bewirken, sie verbessern so indirekt die Lust auf Sex, bei Männern auch
das Stehvermögen.
Östrogene sorgen für die Produktion eines
Sexualhormon-bindenden Transporteiweißes (SHBG), das verhindert, daß
zuviel freies Testosteron Schäden (z.B. Prostatakrebs) anrichten
kann.
Östrogenmangel bewirkt Verminderung dieser
Schutzfunktion auf Haut und Schleimhäute, erleichtert das Entstehen von
Krebszellen bei Männern und Frauen.
Wie ein Übermaß an Testosteron bewirkt
Östrogenmangel eine Verschlechterung des günstigen
HDL-Cholesterinspiegels.
Nebenbei: Auch der Damenbart älterer Frauen ist auf Verminderung des
Transporteiweißes zurückzuführen.
Ergebnis: Östrogene in der richtigen Menge
nützen mehr als daß sie schaden!
Männer mit Östradioldefizit werden seit 20
Jahren durch eine Kölner Arbeitsgruppe um Dr. Umbreit mit Estradiol
behandelt, mit guten Ergebnissen. Nach Aussagen von Dr. Umbreit kam es in
keinem Fall zu Verweiblichungserscheinungen, jedoch zu sehr günstigen
Effekten auf die Männerkrankheit Prostatavergrößerung. Dr. Umbreit
berichtet, daß mit Östrogenen behandelte Männer seltener Prostatakrebse
entwickeln und daß sich die Therapie mit einem bestimmten Östrogen, dem
Östradiol, in geringer Dosierung günstig auf die Erektionsfähigkeit
auswirkt.
Östrogene sollen weder bei Männern und Frauen
gegeben werden, wenn bereits Blutgefäßschäden im Sinn einer
Arterienverkalkung nachzuweisen sind oder wenn der Mangelzustand schon
jahrelang angedauert hat. Wahrscheinlich ist es am günstigsten, wenn
Geschlechtshormone unmittelbar nach Auftreten der ersten Mangelsymptome
substituiert werden.
Beachten Sie auch hier wie bei jeder anderen
Therapie: Nur ordentliche ärztliche Überwachung und regelmäßige
Laborkontrollen sichern, daß die Therapie nützt und nicht schadet. Der
berühmte Paracelsus sagt: "es ist die Dosis, die eine Substanz zum
Medikament oder zum Gift macht!"
Fragen zu Ihrem Befinden (nach Dr.
Umbreit, Köln)
Um Ihren Gesundheitszustand besser beurteilen zu
können, bitte ich Sie, die folgenden Fragen in Ruhe zu beantworten. Bitte
bringen Sie das Blatt danach zur nächsten Sprechstunde mit!
1. Leiden Sie unter zunehmenden Problemen mit
dem Wasserlassen?
nie
selten
gelegentlich
oft
sehr oft
2. Liegt eine Verminderung des Interesses am
Sexualverkehr vor?
nie
selten
gelegentlich
oft
sehr oft
3. Leiden Sie immer oder gelegentlich unter
Erektionsstörungen (Versteifungsschwäche)?
nie
selten
gelegentlich
oft
sehr oft
4. Leiden Sie unter Schwitzanfällen?
nie
selten
gelegentlich
oft
sehr oft
5. Fühlen Sie sich bedrückt, schwermütig oder
traurig?
nie
selten
gelegentlich
oft
sehr oft
6. Leiden Sie unter Gedächtnis- oder
Konzentrationsschwäche?
nie
selten
gelegentlich
oft
sehr oft
7. Leiden Sie unter Kopfschmerzen?
nie
selten
gelegentlich
oft
sehr oft
8. Kommt es vor, daß Sie abends schlecht
einschlafen?
nie
selten
gelegentlich
oft
sehr oft
9. Leiden Sie unter Durchschlafstörungen?
nie
selten
gelegentlich
oft
sehr oft
10. Leiden Sie unter Atemnot und
Erstickungsanfällen?
nie
selten
gelegentlich
oft
sehr oft
11. Leiden Sie unter Gelenk-, Rücken- oder
Muskelschmerzen?
nie
selten
gelegentlich
oft
sehr oft
12. Leiden Sie unter Hautjucken oder trockener
Haut?
nie
selten
gelegentlich
oft
sehr oft
13. Leiden Sie unter zunehmendem Haarausfall?
nie
selten
gelegentlich
oft
sehr oft
14. Leiden Sie unter Herzstolpern, Herzrasen?
nie
selten
gelegentlich
oft
sehr oft
15. Leiden Sie unter zunehmenden
Gewichtsproblemen?
nie
selten
gelegentlich
oft
sehr oft
16. Leiden Sie unter Schleimhautreizung, Mund- ,
Augentrockenheit?
nie
selten
gelegentlich
oft
sehr oft
17. Leiden Sie unter "Herzstichen" oder
Herzschmerzen?
nie
selten
gelegentlich
oft
sehr oft
18. Hat Ihre Arbeitsleistung abgenommen?
nein
weiß nicht ja
Diese Symptome können Hinweise sein auf
Depressionen, auf Nachlassen der Leberleistung und/oder Nachlassen der
Hormonproduktion in Nebennierenrinde oder Hoden.
Entsprechende körperliche Untersuchungen und Laboruntersuchungen können die
Ursache feststellen, so daß gezielte ärztliche Hilfe möglich wird.
Bitte
sprechen Sie mich an, wenn Sie Fragen haben.